Steingabeln und Beichtstühle für schlechte Autofahrer

Bon soir, sagt euch euer Svenni.

Ihr merkt, ich habe mal wieder die Sprache und das Land gewechselt. Aber der Reihe nach. In Solsona habe ich mich über die frische Bergluft gefreut, da wusste ich ja noch nicht, dass ich ein paar Tage später mal kurz auf über 2.000  hochdüsen darf. Und das war eigentlich so gar nicht geplant, weil die Drei mal wieder spontan entschieden haben, aus diesem Straßendorf – ich komm noch drauf – nicht in Richtung Spanien, sondern nach Frankreich raus zu fahren.

Nach Solsona war aber erstmal Entspannung pur angesagt. Ich bin ja vielleicht eine Blechbüchse, aber wisst ihr, was eine Steingabel ist? Drei Tage sind wir direkt unterhalb dieses überdimensionierten Essbestecks gestanden und haben die kühle Luft und die Sonne genossen. Nur mal ein kleiner Ausflug ins nächste Dorf. Und, gleich doppelte Überraschung: Picasso war vor uns da! Ob er es dort auch so touristisch langweilig fand? Wer weis, vielleicht hätten die mal im Museum nachschauen sollen. So wurde nur die Kirche angeschaut, ein Glas Honig von der Steingabel gekauft und schnell wieder weg. Was dort auch schnell war, was ausnahmsweise das Interhanddingens. Ins heimische Arbeitsnetz hat es sich automatisch eingeloggt. Warum? Weil das Museum im gleichen Verbund ist, und der Typ dort zwar nicht rein ist, aber auf dem Spielplatz davor hat das auch funktioniert. So wird man manchmal von Dingen eingeholt, die man im katalanischen Bergland eigentlich gar nicht haben will.

Svenni parkt in Gosol. Hier hat Picasso auch schon gestanden.

Was auch in meinem Sinne war, war der Waldweg steil bergauf, an dessen Ende ein Castell war, das man nicht besichtigen konnte, weil es zum  ungenutzten Hotel umgebaut wurde. Da hat der Typ doch gedacht, die dicke schwarze Linie auf der Wandertafel wäre eine Straße. Naja, so was ähnliches halt. Zum Glück kommen nicht so viele Leute auf die Idee, so dass es keinen Gegenverkehr gab. Und vor dem Castell zum Glück auf noch eine Wendemöglichkeit, Puh, das hätte anstrengend werden können. So eine Schotterpiste durch den Wald rückwärts, das juckt in den Rückspiegeln.

Nicht ganz so aufregend war dann die kleine Wanderung, die die Drei ohne mich gemacht haben. Mal kurz den Berg gegenüber vom Pedraforca hoch., oben ne kühle Limo und dann den Kleinen noch 200 Meter zu einem Dolmen getragen. Ich war nicht dabei, aber der sieht auf den Bilder so robust und schwer wie ich aus. Also sicher ein lohnendes Ausflugsziel.

Dolmen am Pedraforca. Etwas älter als Svenni.

Nachdem die Steingabel Pedrfarca dann irgendwann immer gleich aussah, durfte ich über zwei kleinere Pässe weiter in die Berge fahren. Pause gab es in La Seu d’Urgell. Das könnt ihr auch nicht aussprechen, gell? Aber dort gibt es eine Kirche, die ist vom Stil her so einmalig, wie ich unter den Kastenwagen. Klare Kanten, ziemlich eckig und innen recht dunkel. Romanik nennen die das. Ob es in dieser Kirche mal so romantisch war, wie in mir?

Kathedrale in La Seu d’Urgell. Mehr eingetragene Sitze als bei Svenni./figcaption>

Da hin gefahren sind wir aber eigentlich nicht wegen der Kirche, sondern weil dort die Straße ins Fürstentum Andorra entlangläuft. Also die von Spanien aus. Einen Fürsten haben wir nicht gesehen, aber dafür das Tal mit der längsten verstopften Hauptverkehrsstraße, die eng mit hässlichsten Betonklötzen eingerahmt ist. Dazwischen wechseln sich Tankstellen und Einkaufsmärkte ab. Also nichts mit Talromantik, Dreck und Hektik pur. Die Krönung aber sind die andorrianischen Autofahrer. Ich mag ja Anarchie, aber könnt ihr mal den guten Svenni überholen, ohne mich zu schneiden? Ich Armer, muss dann an der Steigung immer tief Luft holen und gaaaaaanz langsam wieder auf Touren kommen. Das ist kein Spaß, vor allem nicht für die anderen hinter mir, die es noch nicht geschafft haben, mich zu überholen und dann zu schneiden.

Man scheint in La Seu d’Urgell einiges zu beichten zu haben. Kein Wunder, der Bischof ist auch für Andorra zuständig,

Wenn ich es richtig aus dem Rückspiegel gesehen habe, hat der Typ doch gleich nachgeschaut, ob die Gründung einer Fahrschule in Andorra vielleicht ’ne Marktlücke wäre. Scheint aber nichts zu werden, denn wir sind ja wieder rausgefahren, am anderen Ende der Höllenhauptstraße nach Frankreich.

Und eigentlich wollten die beiden ja in Andorra machen, was dort alle tun: Shoppen nennen die das. Dumm nur, wenn es keine Parkplätze im Svenni-Format gibt. Der Erfinder der 2,20-Höhenschranke vor wunderbaren leeren Parkplätzen war bestimmt ein Andorraner, der den freien Platz für seine Fahrübungen braucht. Auf seiner komischen Hauptstraße ist ja offensichtlich kein Platz dafür.

Also raus aus diesem fürchterlichen Tal, sollen die ihre Rolex und Gucci-Handtaschen mal schön selbst behalten. Spontan wollten die Drei aber nun nach Frankreich. Sind ja nur 20 Kilometer, also nichts für einen  alten Hasen wie mich. Denkste. 20 Kilometer steil den Berg hoch, obwohl ein Tunnel versprochen wurde. Und wo bauen diese Autoberserker ihren Tunnel: Auf über 2.000m Höhe. Die sollten mal in der Schweiz schauen, wie das geht.

Nun ja, wir haben es geschafft und stehen nun auf der französischen Seite des Hochtunnelberges. Ganz weg von Andorra sind wir aber noch nicht. Heisst der Ort hier doch L’Hospilalet-pres-l’Andorre. Ja, hier konnte früher verdorren, als es den Tunnel noch nicht gab und man gleich ein Hospital und Hospiz bauen musste, um die armen Menschen zu versorgen, die wegen des Wetters nicht nach Andorra rüberkamen. Heute würde ich denen einfach sagen: Ihr habt nichts verpasst.

Flucht vor Spaniern und kühle Bergluft

Ola, ja es gibt mich noch, euren Svenni.

Wir sind auf Reisen, nicht auf der Flucht. Dachte ich zumindest. Als Fluchtauto bin ich ja auch ziemlich ungeeignet, da holt mich ja jede halbwegs fitte Fahrradstreife ein.

Trotzdem war unser Abschied aus Portugal so ähnlich wie ’ne filmreife Szene mit U-Turn und quietschenden Reifen. Eigentlich war der Plan, den Algarve von Ost nach West bis nach Sagres zu fahren. Der Ort hat zwar ausser dem Namen nichts mit dem gleichnamigen Bier zu tun, aber die beiden wollten dort ein Bierchen trinken und Richtung Amerika schauen. Ich hätte mal den Bullifreunden dort in Kalifornien mit dem Blinker winken können.

Na ja, das nächste Mal, bestimmt. Dann kommen wir wieder nach Portugal, wenn nicht gerade Hauptferiensaison ist. Das mit den Ferien ist ein lustiges Spiel. Auf den Campingplätzen in Portugal war es knallvoll mit Spaniern, die den ganzen Tag nichts anderes machen, als Fisch zu grillen. Weil man das in Portugal wohl so macht. Als wir dann vor diesen Spaniern nach Spanien geflüchtet sind, waren dort lauter Franzosen, die Fleisch gegrillt haben. Weil man das in Spanien wohl so macht. Mal sehen, wie es jetzt demnächst in Frankreich wird. Sind dort die Portugiesen und grillen Rohmilchkäse? Ich werde berichten.

Wie auch immer, der Typ hat mich wieder auf’s spanische Hochland raufgetreten und wir durften dort so wundervolle Städtchen wie Carmona, Guarroman, Tarrega und Terrassa kennenlernen.

Der Knaller war dabei aber auf jeden Fall Guarroman. In der größten Mittagshitze sind die Drei da von der Autobahn ab, um den Kleinen mit Brei und Windel zu versorgen. Das Städtchen dabei wie im Mittagsschlaf, eine Hauptstraße, eine offene Bar, in der die Dorfirre Cola mit was drin getrunken hat, und sonst nichts ausser Hitze und Staub. Allerdings hat der Typ mit diesem Internethanddingens herausgefunden, dass es an dieser Hauptstraße auch ein ordentliches Hotel mit Whirlpool gibt. Nachdem die Drei dreimal die Straße hoch und runter sind, haben die das auch gefunden (sind natürlich jedesmal dran vorbeigelaufen) und haben dort eingecheckt. Wunderbar muss das gewesen sein. Den Whirlpool gab es zwar in dem Zimmer nicht, dafür aber klasse Betten und eine richtige Dusche. Und kühl war es dort, weil so ein alter Palazzo halt von Leuten gebaut wurde, die noch was davon verstanden. Nicht so nen 08/15-Betonding, sondern passende Architektur für die Hitze dort.

Ich musste allerdings draussen warten und schwitzen.

Abends wurde es dann plötzlich laut. Die Leute von der Bar haben riesige Musikboxen auf die Straße gestellt, Tische und Stühle vor die Bankfiliale nebendran, und dann war nix mehr mit Siesta, es war Fiesta. Und plötzlich sind die 2000 Einwohner von Guarroman aus ihren Häusern gekommen, haben gegessen und getrunken und gefeiert. Richtig lebhaft war das. Und für die Kinder gab es Kutschfahrten, die Hauptstraße hoch und runter. Das war schön, denn diese Dinger mit ihren zwei PS vornedran sind mal nicht schneller als ich!

Tja, aber dann ging es weiter im Eiltempo einmal quer durch Spanien. An Madrid sind wir vorbeigerauscht, Barcelona war das Ziel, und wir haben es auch geschafft. Zwischendurch mal noch ein Autobahnhotel im spanischen Nichts und einmal Freistehen auf so einem Platz, wo ein Wohnmobil neben dem anderen rumsteht und sich die Leute bestmöglich aus dem Wege gehen.

Überhaupt, spanische Autobahnraststätten und Hotels, das wäre mal ein Thema für sich. Vor allem die Hotels, die es gefühlt alle 500 Meter gibt, kann man in allen Lebenszuständen erleben. Von der nie fertiggestellten Bauruine über verlassene Geisterhäuser bis zu Steinhaufen im letzten Verfallsstadium . Da muss man echt suchen, bis man eines findet, in dem man ein Zimmer mieten kann. Zum Glück haben die eines gefunden, wo es auch eine nette Bar und was zu Essen mitten in der Nacht gab.

Svenni vor einem Autobahnhotel der Sorte verlassenes Geisterhaus.

Ansonsten bin ich jetzt auch Freisteher. Ja, darauf bin ich ein bisschen stolz! Schon in Tavira im Algarve haben die das ausprobiert, und es hat nun funktioniert, weil der Typ in mir ein bisschen umgeräumt hat. Passt nun alles rein, auch wenn alle Betten ausgeklappt sind. Das ist ziemlich praktisch, und ab und an einfach gut, irgendwo zu stehen und zu schlafen.

Freistehen in Carmona. Parkplatz direkt unterhalb der Altstadt.
Was ein Car ist, weiss der Svenni. Aber eine Carnisseria?

Ja und nun stehe ich in Solsona. Das ist so kurz vor den Bergen zwischen Spanien und Frankreich. Ich freu mich, mal richtig durch diese Pyrenäen fahren zu dürfen. Das werden bestimmt ganz tolle Straßen mit vielen Kurven. Und es ist hier nicht so heiss. Ich denke, dass passt für uns alle.

Batteriepest und geheime Hosentaschen

Ola, mich gibt’s noch, euer Svenni.

Beja war ja Staub und Hitze, aber das geht noch besser. Nur 20 Kilometer durfte ich weiter, dann standen wir in Serpa. In Serpa gab es noch mehr Staub, und ab Mittag brauchst du ein Hitzeschild wie so ’ne Raumfähre. Oder aber Siesta.

Das Schöne in Serpa war, dass die drei Kultur machen konnten. Und das, ganz aussergewöhnlich, ohne auf einen Berg hochzulaufen. Also nur ein paar Meter hoch, denn unser Campingplatz war wieder fast direkt in der Stadt. Sehr praktisch. Allerdings sollten die mal früher aufstehen. Mann kann ja nicht ganz übergangslos vom Aufstehen in die Siesta überwechseln. Und wer früh aufsteht, kann sogar ins Museum. Denn bis die drei dort waren, wollten die Leute dort ihre Siesta machen. So blieben sie halt draussen.

Der Eingang zum archäologischen Museum in Serpa zur Mittagszeit. Gerade geschlossen.
Serpa, auf dem Hügel eine abweisende Kirche.
Fake-Schornsteine in Serpa.
Alter Gemäuer, verfallend. Serpa.
Svenni will in Portugal bleiben. Denn hier hält sogar dünnes japanisches Blech ewig.

Nach drei Tagen Hitze war dann auch mal genug. Mit frischen Kräften wollen wir los, halten nachmals an der Rezeption und dann – nichts. Die Hitze war zu viel gewesen, meine Kräfte in der Starterbatterie haben mich verlassen. Was nun? Die Aufbaubatterie auszubauen dauert mindestens eine Stunde, das wiedereinbauen noch länger. Anschieben könnt ihr bei mir vergessen. Keine Werkstatt weit und breit, wo man die Batterie hintragen könnte. Also mal mit meinen Freunden vom ADAC in München telefoniert und die haben tatsächlich innerhalb von anderthalb Stunden  jemanden mit so einem Starthilfegerät eingeflogen. Puh, jetzt hieß es erstmal weiterfahren, in der Mittagshitze natürlich bloß den Motor nicht ausstellen.

Nach 50 Kilometern konnten wir dann nicht mehr. In Mertola waren wir da, nochmal so weit an den Strand im Algarve wollten wir eigentlich. Also durfte ich mich auf einem Parkplatz mit super Flussblick auf den Guadiana erholen und die drei haben im Hotel wohl auch ganz gut geschlafen. Und am nächsten morgen ist meine Batterie auch erholt gewesen, ich schnurre wie ein Kätzchen und Kultur gab es auch noch. Die haben dort sogar einen richtigen Berg mit der Altstadt und der Burg und der Typ mausre den Kleinen natürlich auf den Turm Hochschleppen. War ja klar.

Das schönste an Flüssen sind die Brücken für Svenni. Guadiana in Mertola.
Biste auf dem Turm, kannste runtergucken. Hier auf Kirchenzinnen in Mertola.
Wieder mal zu schmal für Svenni. Weg zur Burg in Mertola.
Mertola liegt auf dem Hügel, die Burg auf dem Berg.

Mittags sind wir dann durch den schönen Naturpark am Guadiana nach Monte Gordo gefahren, die haben in Vila Real de Santo Antonio (wer lässt sich eigentlich solchen Ortsnamen einfallen? Geht doch auch einfacher, LT 28 finde ich z.B. kurz und knackig) noch gewaschen und lecker gegessen und nun stehe ich unter Pinien und lass mir mal wieder die Seeluft durch den Kühler blasen. Das tut gut, und Möwen gibt es hier auch keine. Das ist Erholung.

Dass wir hier sein können und nicht auf dem Supermarktparkplatz in Vila Real de Santo Antonio warten mussten, bis die aus München wieder einen Helfer eingeflogen hatten, lag übrigens nur daran, dass der Typ Hosen mit unbekannten Taschen hat. Das muss zumindest der Grund gewesen sein, dass er meinen Schlüssel dann irgendwo doch noch gefunden hat. Das war große Aufregung und ein großes Schauspiel. Sogar den Supermarktparkplatzmülleimer mit der dreckigen Windel hat er nach dem Schlüssel durchsucht. Einfach weg war der. Also nicht wirklich, es gibt ja diese unbekannte Hosentasche.

Türme, etwas neuer, gibt es auch in Monte Gordo.
Und Touristen-Schnick-Schnack ohne Ende.

Sternenhimmel im Alentejo

Ich seh den Sternenhimmel, Sternenhimmel. oh oh.

Ola, euer Svenni steht zwar nicht wie Hubert Kah an der Südsee, aber der Sternenhimmel ist auch hier toll.

Überhaupt, ist hier gerade eher so Tiefenentspannung angesagt. Vorgestern haben die beiden ohne groß zu überlegen und zu diskutieren gemeinsam gemerkt, dass es an der Küste zwar nun besseres Wetter gibt, aber die Unterkünfte und Campingplätze immer noch furchtbar sind und ausserdem alles viel zu viel touristisch und ziemlich teuer. Wer Schimmel will, sollte einen guten französischen Stinkekäse kaufen (da hab ich Erfahrung, blättert mal runter bis Korsika), aber keine Ferienwohnung für 70 Euro mieten.

Also was machen wir? Weg vom Wasser, ab auf’s Land. Und was für ein Land! Der Typ hat natürlich gleich am ersten Kreisel die falsche Ausfahrt genommen und so sind wir fast 100 Kilometer über, naja, nennen wir es Feldwege, in den Alentejo gefahren. Wunderschön, das war was für mich. Hoch und Runter, keiner hat Eile. Und jetzt stehen wir in Beja auf dem Stadt-Campingplatz.
Ihr erinnert euch an Aveiro? Da war der Stadtcamping die reinste Katastrophe. Voll, dreckig, komische Leute. Aber das war ja am Meer. Hier gibt es nichts, ausser absolute Ruhe, streunende Katzen und ein bisschen Mucke vom Kulturzentrum um die Ecke, Bis gestern waren wir hier fast alleine, nur zwei, drei Dauercamper (eher Armutscamper) und ein lustiger Typ aus Salzgitter, der nach Kamerun wollte, aber in Mali umkehren musst und nun von hier aus versucht, eine Schiffspassage mit seinem Expeditionsmobil zu bekommen. Und die Mucke? Macht nichts, es ist ja Wochenende, da ist das ok. Ich wippe ja auch mit meinen vier Rädern ganz dezent mit.

Und die Drei hat das Entspannte hier auch angesteckt. Die sind fast völlig stressfrei. Heute haben die sogar bis halb elf einfach geschlafen.  Sogar der Kleine. Denn nenn ich mal Entspannung. Wo es nichts gibt, gibt es nichts, was einem aus der Ruhe bringt.

Ansonsten soll Beja ja doch auch eine schöne Stadt sein. Selbst anschauen konnte ich sie nicht, dazu müsst ich erstmal ganz gewaltig abnehmen. Zwei Meter breite Straßen, wo gibts denn sowas? Aber die Drei haben das heute für mich gemacht. Da hat er doch sogar den Kleinen auf den höchsten Turm hochgetragen. Dort oben soll die Luft sogar noch besser gewesen sein, zumindest hat es wohl richtig Spaß gemacht.

Für Beja ist Svenni zu breit

Dass ich nicht mitkonnte, macht aber nichts, ich steh hier gut im Sommerstaub. Da weht im Alentejo ein total angenehmer leichter Wind, der auch bei knallender Sonne und 32 Grad für Abkühlung und echt angenehmes, überhaupt nicht schwüles Wetter, wie zu Hause in Mainz wohl sei soll, sorgt. Weil hier aber gerade das Getreide geerntet wird, bin ich mit einer Schicht Gluten-Feinstaub überzogen. Egal, ich bin ja kein Allergiker und so sieht man auch die Mövenkacke nicht mehr so. Der Typ hätte mich ja mal waschen könne, Mann!

Biste auf dem Turm, kannste runtergucken.

Dabei sollte ich mich mal schönmachen. Da knipst der Gute die ganze Zeit mit dem Eifone rum und meckert, dass der dazu immer beide Hände braucht. Dabei ist doch ein Arm dafür da, dass der Kleine draufsitzt. Also ist er in Beja erstmal in den Elektronikmarkt gegangen und hat endlich die Knipsmaschine für die Einhandbedingung gekauft, die er schon vor unserer Abfahrt in Mainz kaufen wollte. Gab’s da aber nicht. Hier schon. Womit schon bewiesen wäre, dass Beja viel besser ist, als Mainz.

Baukultur in Beja.
Azulejos im Museo Regional in Beja, links guckend.
Azulejos im Museo Regional in Beja, rechts guckend.

Gasadapter und Möwenschiss

Huhu, ich bin’s, euer Svenni.

Ey, wusstet ihr, dass der Typ so richtig schlecht gelaunt sein kann? Also wirklich richtige Scheiß-Stimmung haben, und das zwei Tage lang.

Aber es ist auch wirklich nicht meine Schuld, dass der meinte, so ne Füllung in meinem Gastank reicht locker für die ganze Reise. 3 Monate, das ist doch nix, oder? Denkste. Weil die immer für den Kleinen stundenlang diese Trinkfläschen auskochen, war das Gas nun halt alle. Und das ist richtig doof, denn nun brauchen die Strom für’s Kochen. Und den gibt es nur, wenn da auch so ne Steckdose ist. Ich hab zwar auch welche, aber die funktionieren nur, wenn ich selbst an so einer Steckdose hänge. Verflixt, Teufelskreis.

Nun kann man ja so einen Gastank auch einfach wieder auffüllen. Nee, so einfach ist das nicht. Dazu braucht man erstmal ne Gastankstelle. Und die gibt es nur in größeren Städten, wenn überhaupt. Also verplempern wir Zeit und Nerven, so eine Gastankstelle zu finden. Und was passiert da? Nix. Die Gaszapfsäulenpistole passt nicht an meinen Anschluss. Das ist komisch, hat ja schon 30 Jahre lang funktioniert. Die netten Tankstellenkassiererinnen haben da zwar immer Adapter zum Ausleihen, die passen aber auch nicht. Und dabei gibt es ganz viele verschiedene.

Also musste der Typ erstmal in diesem Interdings rumsuchen. Stundenlang. Und wie ich es verstanden habe, liegt das Problem darin, dass es nun seit ein paar Monaten endlich in ganz Europa die gleichen Zapfpistolen für GPL gibt. Damit niemand mehr einen Adapter braucht. Nur hat dabei auch niemand bedacht, dass nun erst recht jeder erstmal einen Adapter für  das neue System braucht. Und ein 30 Jahre alter Svenni sowieso.

Die Rettung gab es dann in Sines. Wir sind extra nochmal 20 Kilometer zurückgefahren, um an der einzigen Gastankstelle in der Stadt mit dem größten Öl- und Gashafen und einer riesigen Raffinerie (machen auch lecker Diesel dort) in ganz Portugal unser Glück mit dem Leihadapter zu suchen. Und: Juhuuuuuuuuuuu, es hat gepasst. Wir haben wieder Gas und die beiden können wieder auf Supermarktparkplätzen und am Strand den Brei für den Kleinen warmmachen. Gerade nochmal Glück gehabt, bevor der Typ so richtig ganz, ganz schlechte Laune bekommt. Denn, wir konnten nicht nur das Gas auffüllen, die haben uns diesen Adapter sogar verkauft. Gas in ganz Europa!

Nach der Gasadaptergeschichte sind die beiden erstmal wieder in so ne Ferienwohnung eingecheckt. Müssen sich erholen, und kochen mit Strom, obwohl ich jetzt wieder Gas habe. Das soll mal einer verstehen.

Aber da die Drei am Strand rumliegen können und ich ein schattiges Plätzchen habe, ist das gar nicht schlimm.

Svenni erholt sich in Porto Covo.

Aber, eines sag ich euch. Ich bin ja nicht politisch und eigentlich auch tierlieb. Aber für Möwen muss es endlich ein Flugverbot geben, und wenn diese Dachbox auf meinen Dach nicht wäre, würde ich aus allen Luken schiessen. Auf diese Mistviecher, die mir die Windschutzscheibe zugeschissen haben.

Entschuldigt die Wortwahl, das ist echt ätzend für mich. Ammoniak ist nicht gut für meine Haut, und stinken tut es auch. Da sag nochmal einer, dass Diesel stinken. Die hatten noch nie Möwendreck auf dem Dach! Denen sollte man mal einen Katalysator einbauen. Vielleicht riecht es dann wenigstens nach Chanel No. 5.

Möwenschiss.

Hoffentlich findet der Typ morgen eine Waschanlage, wo auch der 3,20-Svenni reinpasst. Denn morgen soll es weitergehen, und es ist Sonnenschein und 32 Grad angekündigt. Da will man doch gut aussehen, nicht wahr?

Deutsche Hohlköppe und Babysprache im Sprachgewirr

Ola, euer Svenni mal wieder.

Ich war ein paar Tage ruhig, was aber daran lag, dass ich ein Päuschen auf einem Hotelparkplatz machen durfte. Mit abgeschlossenen Tor, so fast für mich alleine. Richtig erholsam war das. Der Typ widerspricht mir ja gerne und meint, dass er seit Tagen keine anständige Internetverbindung hatte. Faule Ausreden sind das, Svenni braucht dieses Interdings nicht. Das war ja gar nicht erfunden, als ich geboren wurde.

Apropos geboren: Schuckelpuppel hat die beiden Mädels von V. in Aveiro besucht. Dort durfte er auf dem Spielteppich rumlungern, mit den Mädels auf leeren Milchpulverdosen rumtrommeln und hat seine erste Mahlzeit, einen lecker Birnenbrei, im Kinderstuhl sitzend eingenommen. Das war wohl so gut, dass der Typ nun unbedingt zu Ikea fahren will um einen Kinderstuhl zu kaufen. Was soll’s, ich hab ja Platz, notfalls auf dem Dach.

Der Kinderbesuch war auch der Grund, weshalb ich mich auf dem Hotelparkplatz ausruhen durfte. Die beiden wollten abends einen draufmachen, also Pizza bestellen, wenn die Kinners endlich schlafen. Und weil der Campingplatz in Aveiro zu weit draussen liegt und ausserdem der dreckigste und auch so seltsamste auf der Reise war, sind die drei einfach mal ins Hotel. Das war wohl so bequem, dass Sie gar nicht mehr wegwollte. Und für den Schnuckel haben die Zimmermädchen extra ein breites Bett ohne Lücke in der Mitte gebaut. Da könnte er ja reinrutschen und nicht mehr rauskommen. Was ein Luxus, dabei schläft man in mir doch wie auf einer Wolke.

Das ist das Stichwort nur nebenbei: es regnet mal wieder. Zwar nur hin und wieder, aber das schlechte Wetter verfolgt uns, seit wir losgefahren sind. Und das, nach diesem Sommer-Mai zu Hause.

Aber zurück zu den Kleinen. Die konnten sich prima Verständigen. Weil sie einfach nur Babysprache sprechen und es ihnen völlig egal ist, dass diese Erwachsenen dort Portugiesisch, Italienisch und Englisch wild durcheinander babbeln. Ist doch egal, welche Sprache, die haben sich verstanden.

Und die beiden Eltern, V. aus Italien, G. aus Neuseeland, die waren auch schuld daran, dass ich vom Baskenland so schnell nach Aveiro heizen musste. Da haben die doch tatsächlich mal kurzfristig so einen Termin beim Standesamt gemacht, nur um mal kurz ja zu sagen. Was ein Aufwand, für so ne Hochzeit. Also an meine kann ich mich noch gut erinnern. Das war auch ganz unprätentiös: Da haben ein paar Arbeiter im VW-Werk meinen geliebten 75-PS-Saugdiesel in meine Karosse reingeschraubt, und schon war ich verheiratet. So nennt man das bei uns Fahrzeugen. Eine Verbindung für’s Leben. Wobei ich schon gehört habe, dass Kollegen von mir schon mehrfach verheiratet waren, weil die olle Maschine schlappgemacht hat. Ich hab mit meiner ’ne glückliche Ehe und hoffe, die beiden auch. Gefeiert haben die dann an einem See, so ganz einfach mit Picknickkorb und Kaffee vom Imbisswagen. War nett, ich konnte so lange Bäume und Vögel schauen. Ist aber schon komisch, dass gerade die Leute, die direkt am Meer wohnen, zum Feiern ne Stunde ins Land fahren, um dann wieder am Wasser zu sein.

Imbisswagen am See. Aqueda.
Svenni am See bei Agueda.

Überhaupt, eine Heirat zwischen Italien und Neuseeland in Portugal. Das ist doch wunderschön, oder? In Deutschland soll es ja Hohlköppe geben, die sowas doof finden. Ist doch Wurscht. Ich glaub ja, dass diese Auto-für-Deutschland-Leute weniger Grips im Hirn haben, als  ich. Und mit meinem Baujahr ’86 hab ich keine von diesen elektronischen Steuergeräten. Und bin trotzdem mit Sicherheit um einiges schlauer, als die. Wer so einen Unsinn denkt, hat nicht mal die IQ eines handbetriebenen Staubsaugers. Da steh ich drüber, nicht wahr?

Naja, mittlerweile sind wir weiter in Richtung Süden gefahren, aber nur ein kleines Stück. Die beiden waren wieder mal am Strand, der Typ konnte sich aber mal wieder an nichts erinnern. Eingeschlafen ist er. Und hat nun Sonnenbrand. Selbst schuld, da braucht mal halt einen dicken Lack. Der schützt auch nach 32 Jahren noch vor der heisseten Mittagshitze. Und das nicht nur am Strand.

Svenni auf dem Weg weiter nach Süden. Ausnahmsweise ohne Regen.

Revolution und Verkehrskreisel

Boa tarde, O povo é quem mais ordena.

Svenni, endlich in Portugal, wartet auf die Mautregistrierung,

Mir sei es erlaubt, Arbeiterlieder mit Revolutionsvergangenheit zu summen, Denn meine Arbeit habe ich die letzen drei Tage vollbracht. Sagen wir so, wir haben Kilometer abgerissen.

Vor drei Tagen sind wir in Bilbao gestartet. Kulturstadt, Guggenheimmuseum, Strand. Ach Quatsch, nicht in diesem Urlaub. Waschsalon, Supermarkt und das Dorf am Campingplatz waren für die drei vollkommen ausreichend. Und dann ganz unvermittelt das Signal: Planänderung, nicht weiter an der nordspanischen Küste durch Kurven und über Berge, nix mit Kultur: Wir fahren jetzt nach Portugal. Und das auf dem schnellsten Weg. Also habe ich mich hochgequält auf das spanische Hochland, durfte in Burgos kurz verschnaufen und dann ging es Kilometer für Kilometer quer durchs Land.  Was dem Ungarn die Puzta ist den Spaniern die Mancha. Nichts als gelb blühende Sträucher und Land, Land, weites Land. Und nur weil die drei mal austreten mussten, durfte ich an der Dorfkirche von Castrillo de la Guarena mal so richtige spanische Landluft schnuppern. Im absoluten Nichts riecht es übrigens wie in Oberbayern: Nach Gülle.

Castrillo, Zentrum.
Spanische Dorfidylle.

Auch schön war Ciudad Rodrigo, ganz kurz vor der portugiesischen Grenze. Eine wunderschöne Festungsstadt. Aber auch hier durfte ich mir nur eine Nacht die Festungsmauern von aussen ansehen. Weiter musste es gehen, wir waren ja kurz vor Portugal.

Dort bin ich übrigens nun registriert: Der Typ meinte ja, dass er mit meinem kleinen Fiat-Brüdern es nie geschafft hatte, diese komische Fotomaut zu bezahlen, für die man auf der Autobahn ständig fotografiert wird. Das ist schön anstrengend, wenn man immer sein schönstes Lächeln aufsetzen muss, weil ständig diese Fotobrücken unterfahren werden.. Für mich hat er aber tatsächlich angehalten und nun darf ich ganz legal hier über die Autobahn pesen. Und das macht Spaß! Nicht nur, weil es nun endlich aus dem Hochland steil bergab Richtung Küste geht, sondern auch, weil die Stimmung bei den dreien mit jedem Meter in Portugal besser wurde. Und so waren wir ratzfatz in Aveiro. Dank des elefantösen Gedächtnisses, nicht meines, sondern des meines Fahrers, haben wir sofort einen Parkplatz direkt an der Innenstadt gefunden, und die drei sind erstmal losgezogen. Nicht wegen der Kultur, wegen des Einkaufens. Egal, ich hab ja genug Platz. Und weil der Kleine dann irgandwann nicht mehr wollte, durfte ich ihn sogar in der Innenstadt abholen und dabei einen ganzen Verkahrskreisel blockieren. Aber die Portugiesen sind nett. Die warten, bis er in seinem Sitz festgeschnallt ist, die Mama und der Kinderwagen auch wieder an Bord sind, uns lassen einen dann auch noch rückwärts in den Kreisel wieder ausparken. Tolle Autofahrer, nette Leute. Ich denke, der Stau hat sich mittlerweile auch wieder aufgelöst, also war’s sicher nicht so schlimm.

Svenni weiss glücklicherweise nicht, dass es vor einer stillgelegten Maschinenfabrik steht. Seine Machine läuft einwandfrei.
Parken in Aveiro. 24 Stunden, 1 Euro. Vorbildhaft.

Und nun bin ich müde, nach der vielen Fahrerei und stehe auf einer Halbinsel vor Aveiro und lausche dem Wellenschlag des Atlantiks. Und dem Schnarchen von den Dreien.

Boa noite, bis bald,
euer Svenni.

Ein erstes kleines Zwischenfazit vom Papa

Guude, hier ist mal der Papa. Svenni stellt mir freundlicherweise Platz in seinem Blog zur Verfügung.

Wir haben nun ziemlich genau 14 Tage hinter uns, die ersten zwei Wochen von angestrebten 16 oder mehr. Bei einem normalen Urlaub wäre das Bergfest oder so. Vom Gefühl her, sind wir noch gar nicht richtig losgefahren oder gar im Abenteuer Elternzeitreise angekommen. Zumindest bis wir aus Frankreich raus waren, erschien mir das so.

Dass die ersten Tage anstrengend waren, lag zum einen daran, dass wir zu viele Kilometer gemacht haben. Wir sind fast jeden Tag weitergefahren, d.h. Svenni einpacken, fahren, Pause, fahren, Pause, Campingplatz suchen (wir benutzen bisher immer die ADAC-Camping-App, und die Beschreibungen waren immer korrekt), Svenni auspacken. Essen machen, Fläschen spülen und auskochen, und und und. Und das, wo die Abläufe noch nicht eingespielt sind, die Sachen im Bus noch nicht ihren Platz gefunden haben (C. nennt das „Chaos“, für mich ist es kreative Ordnung – wer meinen Schreibtisch kennt, weiss, was ich meine) und der total nervende Regen in Frankreich war auch nicht gerade hilfreich war. Den Rest haben uns die Mücken an der Loire gegeben. Wir, die die letzten Jahre immer „Kultururlaube“ mit endlosen Besichtigungen gemacht haben, sind durch das Loiretal gefahren, ohne ein einzige Schloss zu besichtigen. Nur ein zweistündiger Spaziergang in einer der alten Städte, deren Namen ich auch schon wieder vergessen habe, war drin.

Aber dennoch sind wir langsam unterwegs. Wenn wir bisher nach Portugal gefahren sind, dann immer in einer Etappe bis Bordeaux und am zweiten Tag bis Portugal. Egal ob mit dem großen 500er oder der Barchetta. Nun haben wir ungefähr 10 Tage bis Bordeaux gebraucht. Diese Langsamkeit, die wir uns zeitlich gesehen ja absolut leisten können, weil wir keinerlei Druck haben, irgendeines der Zwischenziele in Portugal, auf Sardinien und in Rom zu einem bestimmten Zeitpunkt zu erreichen, und da das Ende der Reise zunächst auch mal nur dadurch bestimmt ist, dass es warm genug für das Leben im Bus ist, ist ungewohnt. Dies zu Akzeptieren, ist Teil des Ankommens in der Reise.

Uneingeschränkt positiv ist, wie W. das Reisen und Leben unterwegs bislang angenommen hat. Er passt sich unserem Rhythmus an, schläft meist während wir fahren (und wir fahren, wenn er schläft) und bestimmt natürlich Pausen und das Besichtigungsprogramm. Ansonsten ist er fast immer fröhlich, sehr an der Umgebung, den neuen Eindrücken und auch besonders den anderen Kindern auf den Campingplätzen interessiert. Eigentlich lacht er jedes und jeden an, den er in den Blick bekommt. Auch das Einschlafen abends – natürlich später als zu Hause, es wir ja auch spät dunkel -, das Schlafen im Bus und das Essen funktionieren gut und meist ohne Geschrei und Genöle. Hier tritt glücklicherweise das ein, was ich erwartet und erhofft hatte: Er geniest es, mit uns zusammen und unterwegs zu sein, und so lohnt sich das Ganze auch trotz der temporären Stressphasen (Kind hat Hunger, Papa verfährt sich und findet keinen Parkplatz und Mama findet nichts im Chaos).

Überhaupt sind wir auch beim Essen viel relaxter geworden. Wir selbst kommen eh kaum dazu, meist wird abends nur schnell was auf dem Gaskocher gekocht, oder es gibt Brot mit was drauf. Essen gehen schaffen wir nur ab und an am Camping-Platz, wobei das Programm dort selten über Burger und Pizza hinausgeht. Absolute Ausnahme war das Campingplatz-Restaurant in Zaraust (Spanien), mit einem leckeren Menü zu einem fairen Preis.

Aber auch Ws. Essen hat sich der Situation und des Alters gemäß (er ist nun wirklich 6 Monate alt) verändert. Mittags gibt es nun (fast) immer Brei, wir halten dann an einer Raststätte mit Mikrowelle oder machen ihn mit dem Gaskocher im Bus im Wasserbad warm. Nach 2-3 Zwischendurchfläschen gab es heute zum ersten Mal einen Abendbreit aus Getreideflocken und Banane. War wohl lecker, das Kind zufrieden. In Deutschland haben wir zwar nicht ausschließlich Bio, aber „sortenreine“ Gläschen ohne Zusätze gegeben. Hier in Spanien gibt es fast nur komplette Gerichte püriert und ins Glas gepackt, mit vollem Programm, Beilagen, Zwiebeln, Fisch, Fleisch. Egal, das Kind isst es, scheint zu schmecken. Und als das deutsche Milchpulver alle war, standen wir in Frankreich vom Supermarktregal und haben versucht zu verstehen, wie sich die Produkte unterscheiden. Bis zu dem Punkt; Egal, irgendeine 2er-Milch und rein damit. Scheint zu schmecken, also alles ok. Als nächsten Projekt steht nun das Selberkochen des Mittagsbrei an, sobald wir gutes Bio-Gemüse finden, probieren wir das mit den verfügbaren Mitteln aus.

Mittlerweile haben wir das Tempo deutlich reduziert. Schon am Cap de L’Homy, dem ersten Stopp nach Bordeaux an der französischen Atlantikküste, haben wir drei Tage verbracht, waren das erste mal am Strand und haben die ersten lockeren Kontakte zu anderen Camping-Familien geknüpft. Auch beim nächsten Stopp in Zaraust, dem ersten in Spanien sind wir zwei Tage geblieben und haben und das Städtchen abgeschaut. Doof nur, dass der Campingplatz oben auf dem Berg liegt und Sonntags kein Bus hochfährt.

Nun stehen wir bei Bilbao und lassen es weiter langsam angehen. Für den ersten, für morgen angekündigten richtigen Sonnentage haben wir uns Strand und einmal den Svenni komplett ausräumen, saubermachen und in irgendeiner Ordnung wieder einräumen vorgenommen. Und übermorgen dann das Guggenheim-Museum und Bilbao, solange W. Spaß und Freude daran hat.

Soweit,
Christian

 

 

Es wird bergig, und Svenni muss pinkeln.

Hola, ihr wisst schon, euer Svenni,

Ich glaub, jetzt wird’s ernst. Hab mitbekommen, wie die beiden mit ihrem komischen Taschennavigationstelefondings, das ihnen den Weg zeigt, nach Campingplätzen geschaut haben. „Steile, kurvige Anfahrt“, „12% Steigung“, „Steile Anfahrt, Schlepphilfe möglich“. Hui, das klingt super für mich. Bergkraxlern im ersten Gang. Blöderweise hat der Typ diese Plätze verworfen, hat er sich nicht getraut. Jetzt stehen wir aber auch ganz schön in Zaraust im spanischen Baskenland und ich darf mal wieder auf’s Meer schauen, den Golf von Biskaya, und das ganz ohne Sturm. Da kann mir der alte Seebär Skaeg gar nix erzählen. Laue Brise hier, sonst nix.

Svenni guckt auf den Golf von Biskaya.
Abend in Zarautz.

Überhaupt scheinen die in Spanien ja viel entspannter zu sein. Nur gutgebaute junge Leute, viele wohlerzogene Hunde und der Kleine lacht mit anderen Babys von Stellplatz zu Stellplatz. Überhaupt die vielen Kinder, die so viele interessante Sachen machen. Bälle treten, auf Brettern sitzen und es geht wild vor und zurück und dann rennen die hier mit nem Tempo rum, da käme ich nicht mehr mit. Aber dem Kleinen gefällt’s, der weiß ja gar nicht, wo er zuerst gucken soll. Also, solange kein Ball in meine Windschutzscheibe knallt und mir kein Hund ans Hinterrad pinkelt, ist das hier alles easy peasy, supergut.

Was ja ein ganz krasser Kontrast zu gestern ist. Die beiden haben mal wieder zu spät angefangen nach einem Platz für die Nacht zu suchen. Und das am Freitag, wenn alle Wochenendtouris unterwegs sind. Und das vor allem in Biaritz, wo Unmengen von diesen fürchterlich laut knatternden halben Autos, als hätte man sie längs durchgeschnitten, unterwegs sind. Das muss doch weh tun. In meinen Ohren allemal. Also sind wir von Campingplatz zu Campingplatz, und alle waren voll oder die Anmeldung schon zu. Da blieb dann nur noch so ein Schicki-Micki-Nobelplatz. Der hatte zwar auch Meerblick für mich, aber der Typ meinte, anderswo kann man für den Preis ein Hotelzimmer mieten. Nun ja Lehrgeld sage ich da nur. Ich konnte dort zumindest die Bekanntschaft mit einem wunderhübschen Westfalia-T2 aus Homburg machen. Blinke, Blinke, Kollege! Biaritz, nobel, haute-volée, ach nee.

Dass wir so spät waren, lag daran, dass die beiden wieder Kultur machen mussten. Nicht in Biarizz, aber in Bayonne. Liegt direkt nebenan, und ist viel schönen. Ein Parkplatz für mich direkt in der City und die haben – was sonst – den Kleinen den Berg hochgeschoben und alte Gemäuer und bunte Fenster angeschaut. Kathedrale nennen die das.

Ein muss ich euch zu guter letzt für heute noch erzählen: Ich musste mal wieder pinkeln. Dem Typ ist das natürlich erst eingefallen, als wir schon am Schlafplatz standen. Also mussten wir nochmals raus, direkt neben meinem Auspuff saßen aber zwei Spanier im gesetzten Alter in ihren Liegestühlen. Also versuchte er denen klarzumachen, dass ich jetzt gleich ne lecker Dieselqualmwolke loslassen würde, weil wir nochmal losfahren. Das war wohl nicht so einfach zu erklären, aber dann fanden sie es nicht schlimm. Spanier sind einfach nett. Wurde dann auch Zeit, den mir war’s dringend.

Svenni lässt Wasser.

Feierabendverkehr und Hängemattenunfall.

Bon soir, c’est Svenni.

Eine Urlaubsreise nennen die das. Wie kommt man dann auf die bekloppte Idee, im Feierabendverkehr nach Bordeaux reinzufahren und zu meinen, man würde da einfach mal so ein Hotel finden, bei dem es auch genug Platz für mich gibt? Schnapsidee, es mag ja sein, dass es da an jeder Autobahnausfahrt Hotels mit ganz tollen Parkplätzen für Schiffe wie mich gibt. Aber Zimmer für die beiden und den Kleinen – Fehlanzeige. Natürlich alles ausgebucht. Da hätten die sich halt mal frühzeitig drum kümmern müssen, die beiden Reisespezialisten. Nun ja, nach ner guten Stunde rumgurken in den Suburbs von Bordeaux bei strömenden Regen und Dauerstau hab ich dann noch ein Plätzchen für mich und die drei gefunden. Direkt an der Autobahn und am McDonalds. So kommt der Kleine auch zu seinem ersten McDoof-Besuch zum Abendessen. Bon Appetit!

Auch lecker sah der Baguette-Automat aus, bei dem wir Rast gemacht hatten. Tiefstes Frankreich zwischen La Rochelle und Bordeaux, aber super Infrastruktur. Neben dem Baguette-Automaten war eine überdachte Markthalle, vor der ich stehen durfte. Ein paar Holzbalken weniger, und ich hätte reinfahren können. Während wir da standen und frühstückten haben tatsächlich zwei Leute ihre Brotstangen aus dem Automaten geholt. Obwohl die Bäckerei daneben offen hatte. Verstehe mal einer die Gallier. Grand Gourmet.

Svenni vor der Markthalle in Avrilé…
… und gleich daneben das Baguette-Automat.

Mittlerweile hat es nun zum Glück aufgehört zu regnen und ich stehe im lichten Pinienhain direkt an so einem Sandberg. Die nennen das Düne und gehen da drüber an den Strand. Stundenlang heute. Aber das scheint Mentalitätsdoping für alle zu sein, nun ist es hier schon ziemlich entspannt. Sogar der Kleine schläft tief und fest, so ein Strandtag scheint ziemlich ermüdend zu sein. Das Schöne ist, dass wir hier schon zwei Tage sind und noch einen bleiben. Der Typ meint, er könne meine links neben dem Fahrersitz liegende Handbremse momentan nicht bedienen. Ich hab das ja nur aus dem Aussenspiegel gesehen. Da hängt er so ein Tuch zwischen zwei diese Pinien auf und will sich reinlegen. Das muss was sehr Lustiges sein, weil die andere dann ganz lange und laut lachen musste, während der Typ auf dem Boden lag, keinen Mucks mehr machte und nicht mehr aufstehen konnte. Da ist dieses Hängetuch doch tatsächlich vom Baum abgefallen und der Typ auf seine Hand gefallen. Verstaucht haben die das genannt, das muss wohl so was wie ein Vorderachsenbruch sein. Ziemlich unangenehm, aber die Lösung heisst offenbar Voltaren und noch zwei Tage stehen.

Die Drei am Strand von Cap de L’Homy.
Und hinter der Düne steht Svenni.