Ola, euer Svenni mal wieder.
Ich war ein paar Tage ruhig, was aber daran lag, dass ich ein Päuschen auf einem Hotelparkplatz machen durfte. Mit abgeschlossenen Tor, so fast für mich alleine. Richtig erholsam war das. Der Typ widerspricht mir ja gerne und meint, dass er seit Tagen keine anständige Internetverbindung hatte. Faule Ausreden sind das, Svenni braucht dieses Interdings nicht. Das war ja gar nicht erfunden, als ich geboren wurde.
Apropos geboren: Schuckelpuppel hat die beiden Mädels von V. in Aveiro besucht. Dort durfte er auf dem Spielteppich rumlungern, mit den Mädels auf leeren Milchpulverdosen rumtrommeln und hat seine erste Mahlzeit, einen lecker Birnenbrei, im Kinderstuhl sitzend eingenommen. Das war wohl so gut, dass der Typ nun unbedingt zu Ikea fahren will um einen Kinderstuhl zu kaufen. Was soll’s, ich hab ja Platz, notfalls auf dem Dach.
Der Kinderbesuch war auch der Grund, weshalb ich mich auf dem Hotelparkplatz ausruhen durfte. Die beiden wollten abends einen draufmachen, also Pizza bestellen, wenn die Kinners endlich schlafen. Und weil der Campingplatz in Aveiro zu weit draussen liegt und ausserdem der dreckigste und auch so seltsamste auf der Reise war, sind die drei einfach mal ins Hotel. Das war wohl so bequem, dass Sie gar nicht mehr wegwollte. Und für den Schnuckel haben die Zimmermädchen extra ein breites Bett ohne Lücke in der Mitte gebaut. Da könnte er ja reinrutschen und nicht mehr rauskommen. Was ein Luxus, dabei schläft man in mir doch wie auf einer Wolke.
Das ist das Stichwort nur nebenbei: es regnet mal wieder. Zwar nur hin und wieder, aber das schlechte Wetter verfolgt uns, seit wir losgefahren sind. Und das, nach diesem Sommer-Mai zu Hause.
Aber zurück zu den Kleinen. Die konnten sich prima Verständigen. Weil sie einfach nur Babysprache sprechen und es ihnen völlig egal ist, dass diese Erwachsenen dort Portugiesisch, Italienisch und Englisch wild durcheinander babbeln. Ist doch egal, welche Sprache, die haben sich verstanden.
Und die beiden Eltern, V. aus Italien, G. aus Neuseeland, die waren auch schuld daran, dass ich vom Baskenland so schnell nach Aveiro heizen musste. Da haben die doch tatsächlich mal kurzfristig so einen Termin beim Standesamt gemacht, nur um mal kurz ja zu sagen. Was ein Aufwand, für so ne Hochzeit. Also an meine kann ich mich noch gut erinnern. Das war auch ganz unprätentiös: Da haben ein paar Arbeiter im VW-Werk meinen geliebten 75-PS-Saugdiesel in meine Karosse reingeschraubt, und schon war ich verheiratet. So nennt man das bei uns Fahrzeugen. Eine Verbindung für’s Leben. Wobei ich schon gehört habe, dass Kollegen von mir schon mehrfach verheiratet waren, weil die olle Maschine schlappgemacht hat. Ich hab mit meiner ’ne glückliche Ehe und hoffe, die beiden auch. Gefeiert haben die dann an einem See, so ganz einfach mit Picknickkorb und Kaffee vom Imbisswagen. War nett, ich konnte so lange Bäume und Vögel schauen. Ist aber schon komisch, dass gerade die Leute, die direkt am Meer wohnen, zum Feiern ne Stunde ins Land fahren, um dann wieder am Wasser zu sein.
Überhaupt, eine Heirat zwischen Italien und Neuseeland in Portugal. Das ist doch wunderschön, oder? In Deutschland soll es ja Hohlköppe geben, die sowas doof finden. Ist doch Wurscht. Ich glaub ja, dass diese Auto-für-Deutschland-Leute weniger Grips im Hirn haben, als ich. Und mit meinem Baujahr ’86 hab ich keine von diesen elektronischen Steuergeräten. Und bin trotzdem mit Sicherheit um einiges schlauer, als die. Wer so einen Unsinn denkt, hat nicht mal die IQ eines handbetriebenen Staubsaugers. Da steh ich drüber, nicht wahr?
Naja, mittlerweile sind wir weiter in Richtung Süden gefahren, aber nur ein kleines Stück. Die beiden waren wieder mal am Strand, der Typ konnte sich aber mal wieder an nichts erinnern. Eingeschlafen ist er. Und hat nun Sonnenbrand. Selbst schuld, da braucht mal halt einen dicken Lack. Der schützt auch nach 32 Jahren noch vor der heisseten Mittagshitze. Und das nicht nur am Strand.