Nennt mich Michel

Ein bisschen Urlaub hatte ich ja jetzt auch schon. Stand im Sand hinter den Dünen. Die waren ständig weg. Schwimmen oder so. Ich guck ja lieber, dass ich trockene Füße, äh Reifen hab. Bremst sich besser, rostet sich’s weniger.

Heute wurde ich dann endlich bepackt und durfte ein kleines Stück fahren. Und glaubt mir, ich bin jetzt gläubig und bekehrt.

Sobald ich wieder frei habe, suche ich mir nen Felsen. Im Meer. Oder vielleicht im Rhein, ist nicht so weit von zu Hause.

Da stell ich mich dann drauf und meditiere. Und es kommen ganz viele Leute vorbei, um mit mir rumzuhängen. Und dann bauen wir, den alten LT als Kern, neue Kisten um mich rum. Vielleicht Sprinter oder Crafter. Oder sogar so ein E-Schuckelschen oben drauf.

Und dann kommen noch mehr Leute um uns zu sehen. Und lassen ganz viel Geld da. Grabbeln den Fels zu uns hoch. Laufen durch unsere Eingeweiden und machen Selfies.

Moi, je suis Mont Saint Svenni, äh Michel.

Was? Ich kann dann als Ur-Fahrzeug in dem ganzen Berg nicht mehr fahren?

Nee, dann lassen wir das. Sollen andere auf Felsen einsiedeln.

Aber schön ist er schon, der Fels im Watt. So wie ich, der Fels der Autobahn.

Bumm, Aua.

Ich komm ja gerade aus der Fittibude.

Also HU hab ich nach ca. 5 Besuchen bei dem netten Überkorrektem vom TÜV (Nerven vom Typ blank), heute dann noch die anderen von der Dekra (steht für der Kravallenprüfer) zur Gasprüfung – als wär ich nicht ganz dicht, die spinnen, die Prüfer.

Und dann – endlich nach so langem rumstehen – vollgepackt haben die mich (was heißt: Weniger ist mehr?) und looooos ging’s.

Jetzt steh ich in Frankreich und hab gehört, es geht wieder ans Meer. Ich bin ja so gespannt.

Feste gespannt war wohl auch der Höhenbegrenzerbalken beim Lidl in Metz. Der steht nämlich noch, aber meine Dachbox ist runtergeflogen. Tat auch nur ganz kurz weh. Und ich soll fragen, ob jemand in Metz einen Dachboxladen kennt.

Akute Untergangsgefahr für Svenni!

Das nennt man wohl Abenteuerurlaub.

Ich steh hier auf ner Wiese, die Leute sind weg und haben wohl wieder so eine Wohnung – als wäre ich nicht wohnlich genug! – und man sagt hier, wenn der Deich bricht, dann saufen wir hier alle ab. Also der Svenni, die Pferde neben mir und Schnitzel und Haxe im Schweinestall nebenan wohl auch!

Nur die Menschen, die haben ein Häuschen auf ner Warf, und die darf dann vielleicht nicht trocken bleiben, aber man bekommt höchstens nasse Füße. Während mir das Wasser bis zum Halse, äh Hochdach steht.

Schnitzel und Haxe. Flut? Egal, Hauptsache was zu futtern!
Hätte Svenni höhergelegte Räder, würde sein Bauch auch nicht so nass. Wie bei den Pferden nebenan.

Was mich beruhigt, ist dass es wohl nicht so oft passiert, dass der Deich bricht. Und dass hinter mir eine Straße ist, na ja nennen wir es einen asphaltierten Feldweg, genau so breit wie meine Spurbreite, auf der man schnellstens in höhere Gebiete flüchten kann. Da werde selbst ich zum Rennwagen. Muss nur aufpassen, dass wir nicht aus Versehen in Richtung Holland abbiegen und endgültig untergehen.

Bleibt noch die Frage, was mache ich eigentlich hier im Moin-, Moin-Land? Ich war ja schon auf dem Weg an die Adria. Das ist dieses Paradies, wo es keine Deiche, aber lange Strände und warmes Wetter gibt. Und für den Typen Wein statt Flens und auf dem Weg anständige Berge statt Sauerland (gähn) und Po satt Ems.

Nun ja, irgendwas mit ungewollten Ausscheidungen war da. Also Öl im Kühlwasser oder so was. Also zum Glück nicht bei mir. Wobei ich in der kurzen Pause auch mal wieder wellnessen durfte und ein klasse Typ aus der VW-Werkstatt in unserem Heimatkaff meine Bremsen mal wieder abgeschliffen und eingestellt hat. Sanftes Streicheln ist das. Bremsen schleifen statt einfach Zack ne neue rein. Macht nicht jeder und – das gefällt mir.

Auf in den Süden!

Kinners,

ich bin mal wieder unterwegs! Nach zwei Jahren rumgammeln auf’m Dorf, wo die da hingezogen sind, endlich mal wieder Straße, ja sogar Autobahn. Mann und Mensch, bin ich glücklich (hab gehört, gendern wäre nun auch für Alte angesagt).

Ach was, alt. Ich werd ja immer jünger. Meint man zumindest. Darf ich doch jetzt gleich vier von meinen Leuten rumfahren. Auch wenn der Kleine ja noch nicht wirklich gewichtsmäßig auf die Achse geht. Aber dass ich nun nen Buckel machen muss, und auch noch vier Fahrräder (das sind die Dinger ohne Motor und nur mit zwei Rädern. Fürchterlich!!!) mitschleppen muss. Auf dem Kreuz, na ja. Mach ich ja alles. Geht’s den Berg halt mit 10 km/h statt 20 hoch. Egal.

LT wie Lastesel.

Gehört hab ich was von Italien. Ok, schon wieder. Wird schon gut. Diesmal darf ich wohl über den Brenner oder durch den Karawanken. Also nix Gottisthart. Das ist gut.

Ich bin gespannt. Scheint schon nicht einfach zu sein, mit zwei kleinen Verrückten und zwei großen ebensolchen unterwegs zu sein. Schau mer mal, würde man hier in Franken wohl sagen, wo wir gerade stehen. Weil mehr als 200 km am Tag einfach nicht gehen. Also bei mir schon, aber nicht bei meinen Passagieren.

Trüber Ausblick in Franken. Aber das Bier schmeckt!

Ich will fahrn, fahrn, fahrn auf der Autobahn

Leute,

wisst ihr was gut ist: Seit hier alle nur noch dem Indizienzwert nachjagen, jagen mich bei Tempo 90 auf der Autobahn nur noch ganz wenige Kollegen und kleine Stinker. Freie Fahrt für Svenni.

Aber eigentlich ist gerade alles ziemlich doof. Den ganzen Sommer habe ich hier vor diesem Haus gestanden, in dem die wohnen.

Nur einmal durfte ich kurz raus zu IKEA. Aber nur nach Mannheim, nicht nach Barcelona, wo mir der IKEA-Parkplatz viel, viel besser gefallen hat. Schön warm und tolle Aussicht!

Heute dann endlich mal 200 km auf die Autobahn! Zwar war ich nur mal wieder als Lastesel gefragt, aber das mach ich doch gerne. Dem Typen haben die Augen geglänzt, soweit ich das im Dunkel gesehen habe – wird ja schon früh dunkel hier -, als er einen Haufen so komischer Holzkisten mit Zebra-Mustern obendrauf eingeladen hat. Das Synthesizer-Museum meinte er. Dabei bin ich doch der einzige Museumsreife hier!

Was ich aber auch noch ganz, ganz, klasse finde: Ich hab nen zweiten Kindersitz bekommen. Da liegt jetzt so ne kleine Knutschkugel drin, wenn ich fahre, und der andere sitzt hinten in seinem Sitz wie auf einem Thron mit Rundumsicht. Naja, er ist trotzdem gleich eingeschlafen. Macht nix, nächstes Jahr wird alles gut und wie können noch ganz, ganz viel sehen. Meer zum Beispiel. Aber nur, wenn es da auch ein paar Pässe für mich zum Klettern gibt!

Svenni wird zum Lastesel für Bäume und Fliesen

Hab ich nicht neulich einen Klassiker zitiert, und den Römern eine bestimmte Eigenschaft zugeschrieben? Ich lerne hinzu, mein Typ hat was römisches, scheint mir.

Euer Svenni ist ja ein LT. Wisst ihr, wofür das steht? L für Lasten und T für Transporter. Nun gibt es ja in meiner Familie, wie in jeder guten Familie, dann doch ganz unterschiedliche Typen, trotz gleicher Abstammung. Da gibt es Abschleppwagen, Feuerwehrautos, Lieferfahrzeuge für alles mögliche, Handwerker-Werkstattwagen und so fort. Und halt die Wohnmobile. Und so eines bin ich, damit habe ich es ganz gut getroffen, finde ich. Während die anderen arbeiten müssen, darf ich an die schönsten Plätze fahren, dort ausspannen, Sterne und Meer oder auch toskanische Hügel gucken und hab meist gut gelaunte Gäste an Bord.

Dass mir dann meist ein paar Kisten guten Wein und andere Leckereien zugeladen werden – geschenkt. Das mach ich doch locker und gerne mit.

Jetzt zum Beispiel stehe ich schon drei Tage auf einem wirklich mal schönen Campingplatz am Passo la Futa, immer noch in der Toskana, auf meiner schnuggelichen Parzelle, fein mit Gartenzaun von den Plastikbomber-Nachbarn abgetrennt, und lasse mir ein kühles Lüftchen um die Nase wehen. Die Abkühlung kann ich, und vor allem meine Bremsen auch gut gebrauchen, denn die Passtraße am la Futa bin ich nun schon bestimmt viermal hochgekraxelt und wieder runtergeschlichen. DieTour kann ich inzwischen blind, da brauch ich den Typen und sein Navi gar nicht mehr.

Gestern waren die zum Beispiel Kultur hier in der Nähe machen, wobei hier die Kultur komischerweise im Tal stattfindet und man muss danach wieder den Berg hoch. Da hatten wir auch schon anders, wie der regelmäßige Leser weiss. Und was machen die: Bringen von ihrem Stadtausflug einen ganzen Baum mit und laden den in mich rein. Nun gut, so ganz groß ist der noch nicht, aber ich bin nun der Svenni mit dem Olivenbaum im Bauch. Ein ganz neues Gefühl, wenn der ein bisschen größer ist, kann man damit sicher ein ganz tollen Furnier für meine Innenausstattung machen!

Typischer Svenni-Blick, wenn die Kultur machen.

Das hab ich nun gerade verkraftet, und natürlich werde ich das Bäumchen warm und sicher nach Hause bringen. Da fahren die mich heute wieder den Pass runter und parken mich in so einem Industriegebiet. Hallo, ich bin ein Wohnmobil-LT und kein Arbeits-LT! Meine schlimmsten Befürchtungen wurden leider war, die haben mich nun komplett vollgeladen. Mit Badfliesen! Dabei ist meine Nasszelle doch aus Vollkunstoff und Pflegeleicht. Die kann man nicht fliesen! Was mich etwas beruhigt ist, dass die Fliesen wohl ähnlich alt sind, wie ich. Irgendein Restbestand, der ihm Lager liegen geblieben ist. Damit kann ich mich dann schon anfreunden, das wird sicher chick.

Ein Bäumchen für Svenni. Wir haben ihm nicht verraten, dass man ihn auch mit Olivenöl fahren kann, wenn es unbedingt sein muss.

Ok, für meine Nasszelle sind die wohl auch nicht gedacht, das Bad in unserer neuen Heimat soll damit gefliest werden, hab ich mitbekommen. Ich muss die Dinger also nur über den Gotthard fahren. Hoffentlich darf ich den Tunnel nehmen.

Wenn Svenni Bauchgrummeln hat, weil er seiner arbeitenden Verwandtschaft aushelfen muss.

Auch wenn die manchmal ein bisschen spinnen, Geschmack haben die. Kaufen die Fliesen farblich passend zum Bäumchen in Oliv-Grün. Ob das Bäumchen dann auch ab und an in das Bad darf, um sich wie zu Hause zu fühlen?

Montepulciano und andere toskanische Hügel

Also nicht dass mir langweilig wäre, aber nun stehe ich schon den zweiten Tag hintereinander wieder auf so einem toskanischen Hügel und schaue mir den Sonnenuntergang an. Ist ja doch jedesmal anderes, kann also so bleiben.

Ich esse ja in Deutschland selten Pizza, stehe mehr auf Diesel, wie ihr wisst. Aber der Typ wollte, nachdem wir eher zufällig in Montepulciano gelandet sind, unbedingt austesten, ob der schlechte Kopfwehwein, den man anscheinend in ziemlich allen deutschen Pizzerien so zum runterspülen bekommt, vor Ort auch ein schlechter Kopfwehwein ist.

Svenni guckt nach Montepulciano, nebenan wir das Kopfwehpotential des hiesigen Weines getestet.

Das Ergebnis scheint eindeutig zu sein, zumindest hat sein Kopf heute morgen lauter gebrummt als mein 75-PS-Saugdiesel bei Bergfahrt. Das will was heissen. Und so ist es mir auch erspart geblieben, weitere Nutzlast aufzunehmen. Den Koppwehwein können die hier selbst trinken oder nach Deutschland in die Pizzerien schicken.

Toskanische Hügel im Abendlicht. Gibt schlimmeres.

Viel gibt es sonst nicht zu berichten, ich zähl mal weiter Hügel.

Heiss und kalt, Lärm und Stille

Habt kein Mitleid mit mir, der Svenni kann die Ohren einfach einklappen. Meine Mitfahrer können das wohl leider nicht, und müssen gerade schlechte, so richtig ganz schlechte Disco-Mucke aus einem lang vergangenen Jahrzehnt ertragen. Und das mitten in der Nacht. Bei brütender Hitze. Campingplatz mit Animation nennt sich das. Wobei die Disco vermutlich nur den Lärm kanalisiert, den die Jugendgruppe hier auch ohne Musik aus der Zeit vor ihrer Geburt machen würde.

Dabei war es so schön ruhig. Bevor ich mich hier auf den Tanzschuppenparkplatz stellen musste, durfte ich oben auf einem sanften toskanischen Bergrücken relaxen. Kein Zivilisationslärm weit und breit, nur die Hühner gackerten um meine Reifen herum. Und Ziegen meckerten. Alle voll Bio natürlich. Selbst der adoptierte Straßenköter Hilti frass nur Bioabfälle der selbstgekochten Bio-Essen der Bio-Gäste. Erholung pur, nur für mich nicht ganz. Denn als wir weiterfuhren, hatte ich eine kleine Nutzlast in Pappkartons aufnehmen müssen. Gut verpackte Glasflaschen mit Wein mal wieder. Alles Bio natürlich. Wie mein Diesel übrigens auch. Als der durch Druck und Zeit von Bäumen in Öl umgewandelt wurde, gab es zwar noch kein Bio, aber alles war bio. Und damit ist es mein Treibstoff doch irgendwie auch. Auch ganz ohne Label und Zertifikat.

Svenni musste zwar nicht auf dem Misthaufen parken, wurde aber von Hühner belagert und begaggert.

Und das schöne an den toskanischen Hügel ist nicht nur die tollen Entspanntheit der Landschaft und der Leute. Es ist auch einfach kühler und trockener, als an der schwitzenden, stickigen Küsten.

Mein Kennerblick auf den Hof des toskanischen Bioweinguts, kurz bevor die Kisten in mir verschwanden.

Nun denn, es gibt Wichtigeres und deswegen stehe ich nun schwitzend, nicht nur wegen meiner dezenten Tanzbewegungen zur Discomucke (kenne ich übrigens alles schon aus meinem 33 Jahre altem Autoradio), auf dem Camping ins Ostia. Das ist der Hafen von Rom, und früher bei dem Römern hat das auch gut funktioniert, wie man weiss. Heute ist der Porto Touristik eher so ein Campingplatz auf dem Wasser. Zum Glück durfte ich mir das zwar anschauen, muss aber nicht da bleiben. Das wäre mir zu eng und zu viel Noblesse des Geldes, das stinkt wie das Wasser, in dem die Kähne liegen. Ich hatte das Vergnügen, weil es dort den einzigen Waschsalon mit Sonntagsöffnung in Ostia gibt. Ganz praktisch, wenn man sauber dort wieder rauskommt und nicht dort bleiben muss, weil man mit einer Jacht nun mal nicht, zum Beispiel in die Toskana auf den Berg fahren kann.

Kein Lufthauch also auf dem Landschiff-Platz, aber mein Blech musste ich mal wieder mit Mückenabwehrschutz versehen, damit ich hier heil wieder rauskomme. Wichtig und richtig ist zum Beispiel, dass die alle spinnen, die Römer. Also fast alle, ein paar nette haben wir hier schon getroffen. Und wie ich höre, wird mir auch der Spaß nicht gegönnt, wie eine römische Galeere aus Blech durch die Stadt zu cruisen, so dass wir nun zwar nach Rom gefahren sind, weil nunmal alle Straßen nach Rom führen, aber nicht wirklich in Rom sind, weil alle Römer zu uns nach Ostia kommen. Möge Ihnen der Himmel nicht auf dem Kopf fallen. Den netten Römern zumindest.

Fünf Käffer

Bon giorno, hier isser mal wieder, euer Svenni.

Wisst ihr, die Drei wollen mich langweilen. Haben die mich schon wieder durch den Gotthard getreten. Durch den Berg! Bei dem schönen Wetter. Menno, wär ich gerne mal über den Pass gefahren. So wie es sich gehört im ersten Gang mit Tempo 20. Kurve für Kurve, Höhenmeter für Höhenmeter. Das ist mein Element. Aber wisst ist, seit der Nummer mit den Bremsen in den Pyrenäen traut sich der Typ das nicht mehr. Langweiliger. Nun gut, also durch den Berg, brav mit 80, dann die sanfte Piste runter nach – Mailand.

Jeder normale Italienurlauber fährt ja an Mailand vorbei. Weiträumig, so weit es eben geht. Ist eh nur Stau dort. Und was machen wir: Wir fahren nach Mailand rein, weil es da einen Laden gibt. Also so einen, den es in Wiesbaden, Ludwigshafen und Pusemuckel auch gibt, Und das nur, weil mein Typ vergessen hat, vor dem Start in den Urlaub meinen Kram aus der Garage zu holen, Also nicht wirklich meinen, ich brauch nur ein bisschen Diesel und einen Liter Öl auf tausend Kilometer. Aber die brauchen Campingstühle, Strandmuscheln und Isomatten. Alles da, aber nicht dabei. Dafür darf ich nun auch noch einen Mini-Swimmingpool mit mir rumfahren. Bis jetzt nur ohne Wasser drin, aber wer weiss…

Decathlon-Parkplatz in Mailand. Der Himmel ist blauer, als in Wiesbaden.

Ja und nun, sind wir an der Ligurischen Küste. Das war gar nicht so einfach, denn es gibt hier ziemliche Hügel, also Berge. Ihr wisst schon. Da ist es ja ganz nett, dass es auch eine Strecke mit Tunnel gibt. So stand es auf dem Schild, das konnte selbst ich lesen, obwohl das Italienisch von dem Kleinen besser ist, als meines. Vor dem Tunnel haben die auch noch so ne schöne schmale Einbahnstraße gemacht. Mindestens drei Kilometer lang. Und dann: Der Svenni ist zu hoch! Der Tunnel war nämlich gar keiner, sondern nur so ne billige Bahnunterführung. Und da passe ich einfach nicht durch. Es ist ja ganz schön warm hier, aber die drei Kilometer rückwärts, noch mit zwei anderen hinter uns, da hat der Typ Schweissperlen auf der Stirn gehabt. Ich hab’s im Rückspiegel gesehen, genau wie die Straße, aus der ich locker wieder raus bin.

Naja, nach 20 Kilometern Umweg und ganz vielen tollen Tunneln, durch die ich durchpasste sind wir nun wieder mal am Meer. Cinque Terre nennen die das hier. Zwischen den fünf Dörfern soll es tolle Straßen geben. Da freu ich mich drauf.

Wie der Kleine, der nun nicht nur schon im Atlantik geschwommen ist, sondern auch in der Badewanne Mittelmeer. Und italienische Menüs reinfuttert, wie so ein Großer. Aber das ist eine eigene Geschichte, jetzt lassen wir die erst mal schlafen, und ich lausche dem seichten Wellenschlag. Direkt neben mir. Zum Glück bin ich nicht nahe am Wasser gebaut (sondern in Hannover), sondern stehe nur direkt am Meer.

Svenni schaut auf den Swimmingpool. Und das Meer.

Tour-de-France-Pässe, Schrottplätze und Sternenhimmel

Hallo und Guten Abend, sagt euch euer Svenni!

Ja, ich bin zu Hause. Wobei mein Zuhause ja die Straßen der ganzen Welt sind. Aber die Straße vor der Haustüre der Drei ist mir dann doch ein ganz kleines Stück lieber, als alle anderen Straßen. Und das, wo der Typ meint, mich manchmal rumfahren zu müssen. Wo nicht mal die Geographen der staatlichen Vermessungsämter eine Straße sehen.

Nun, zuletzt waren wir ja in Andorra und waren heilfroh, wieder französischen Asphalt unter den Rädern zu haben. Irgendwie wussten die ja nicht wohin, aber da es heiss war, sollte es hoch hinaus gehen. Da man halt zufällig in den Pyrenäen war, sollte das ja alles kein Problem sein. Also geht unsere Reise zunächst durch Bäder in Orten mit dem knackigen Namen Ax und weiter an den Fuß der Berge nach Pamiers. Das war aber irgendwie schon wieder zu weit unten, es war zu heiss und irgendwie wussten die auch nicht, was sie dort eigentlich wollten. Ausser Wäsche waschen, und dort gab es immerhin die beste Wäscherei der ganzen Reise. Mit Service, und das nicht teuerer als diese neumodischen Waschsalons, die das Ambiente eines  08/15-McDonalds haben.

Die beste Wäscherei nördlich der Pyrenäen. Da waschen sogar Leute, die Lastwagen aus Spaß fahren.

Nebenbei gab es dort noch eine Kirche, eine Bar und einen Parkplatz mit einer so unverschämt engen Kurve an der Einfahrt, dass der Typ mich dreimal vor und zurücksetzen musste. Sehr zur Belustigung der anderen Autofahrer, die da rein wollten. Großstadt ist irgendwie nichts für uns, viel zu eng und zu stressig. Die könnten uns ja mal über den Bordstein heben, anstatt genervt zu warten.

Auch in Pamiers baut man Kirchen so eng ein, dass man sie nur von unten fotografieren kann.

Also ging’s weiter, zurück in die Berge. Das einfache Ziel: Hoch hinaus, wo es kühler ist und weniger Menschen unterwegs sind. Interessant fand ich die vielen Schriftzeichen auf der Straße. Da wurde jemand der Weg in den Abgrund gewiesen, andere bejubelt. Ich hab mir sagen lassen, dass da letzte Woche so völlig neben der Welt stehende, mit diesen halben Autos, mit nur zwei Rädern, und ohne Motor, die Pässe hochgefahren sind. Die sollen sich durch wenigstens so ein Pedeleck-Motörchen anschnallen, das geht doch dann viel einfacher! Aber, mir egal, ich fahr da in aller Seelenruhe auch hoch, wenn der Tp das will. Und auch wieder runter.

Was so Tour de France-Radfahrer können, schafft der Svenni schon lange.

Nur, beim runterfahren vom zweiten Pass, irgendwas mit Col den Menté, hätte er besser ein paar Pfefferminzbonbons gehabt. So zur Nervenberuhigung. Mir sind nämlich die Schlappen heiss geworden und ich hab das dann brav angezeigt, indem ich mein Bremspedal mal am Blech hab anschlagen lassen. Das fanden die nicht so gut, weil es halt weiter steil den Berg wieder runter ging, Irgendwas mit Feldweg, Hang hoch hat er gemurmelt. Ging doch, ich stand wie ne Eins!

Ich weiß nun nicht, ob das eine Strafe sein sollte: Aber ich musste Huckepack! Da hat der wieder diese Engel in München angerufen und die haben uns am Sonntagabend flugs einen dicken Bruder geschickt, der mich ma kurzerhand auf den Rücken genommen hat. Das war nett, aber nicht so schön war der Platz, auf dem er mich wieder runtergelassen hat. Der war nämlich wieder ganz unten vor den Bergen, bestand aus dreckigem Schotter und ausser mir waren da noch zwei Wracks abgestellt. Beim einen den Alkoven weggefräst, der andere ausgebrannt. Das war wirklich keine schöne Gesellschaft. Zum Glück haben die Drei auch dort bei mir gepennt und sind nicht ins Hotel geflüchtet. Ich hätte mir sonst Sorgen gemacht.

Svenni muss buckeln.

So aber hat ein netter, aber stoffeliger Franzose mir ab nächsten Morgen neue Bremsflüssigkeit verpasst und wir sind dann noch auf den Markt in Montrejeau gegangen und haben lecker Käse eingekauft. Was wäre auch Frankreich, wenn der Svenni danach nicht nach Stinkekäse durften würde!

Romantischter Übernachtungsplatz der gesamten Reise.

Also weiter, wieder Richtung Berge, nächster Anlauf. So ein bisschen lernfähig ist mein Fahrer ja. Sie sind nun ein Tal weiter westlich in die Pyrenäen gefahren, immer noch auf der Suche nach Abkühlung und Ruhe. Dumm nur, wenn da so ein mondäner Ski-Touristen-Ort ist, der auch im Sommer irgendwie überlaufen ist. Also nichts wie weiter, zum Glück war am Ende des Tals ein Tunnel angekündigt, der uns wieder nach Spanien bringen sollte.

Ihr erinnert euch, das mit dem Tunnel am Talende hatten wir schon in Andorra. Machen wir’s kurz: Es war noch schlimmer. Der Tunneleingang noch höher, da hätte man auch einfach ne Schneise schlagen können und wäre drüben gewesen. Und weil es so Spaß macht, hatte dieser Tunnel auch noch eine Schräge von 5%. abwärts., Der musste also mit Dauerbremsen drei Kilometer geradeaus durchfahren werden. Irgendwie werde ich das Gefühl nicht los, dass der Typ nur bedingtes Vertrauen in französische Werkstätten hat. Nun gut, ich kann mich nicht beklagen. Irgendwie sind wir auch noch die 10%-Steigung runtergekommen und dann haben wir ihn gefunden: Den Platz in den Pyrenäen, hoch genug für angenehme Kühle, absolute Ruhe und ein Sternenhimmel wie im Film.

Nach drei Tagen Bergluft hat leider diese Intertelefonierdingens geklingelt. Ab nach Hause, obwohl der unausgesprochene Plan eigentlich war, wieder nach Portugal zu fahren. Aber Krankenhausbesuche gehen vor, uns so sind wir in Windeseile nach Mainz gedüst.

Wegen des Schrägtunnels, den Serpentinen und dem mangelnden Vertrauen in die französischen Bremsenreparierkünste wollte der Typ nicht übern Berg und durch den Tunnel zurück, uns so sind wir in Windeseile rechts an Bergen vorbei gefahren, haben in Manresa noch einen höllischen Campingplatz kennen lernen dürfen, dann bei Beziers am Yachthafen eine ruhige Nacht verbracht und bei Lyon noch einen annehmbaren französischen Camping für eine Nacht gefunden. Den Rest hab ich dann locker, mit einer kurzen Pause bei der Oma in Baden, an einem Stück runtergerissen. Da sind ja auch keine Berge mehr, nur noch Kilometer, Kilometer und Kilometer ab nach Hause.

Wer so ne Yacht braucht, hat keinen Svenni verdient.

Ja, nun steh ich hier und warte. Bis die Drei ihren ganzen Kram aus mir ausgeladen haben (der Käse ist zum Glück schon weg), ich geputzt und neu versorgt bin. Und einen Arzttermin beim VW hab ich auch. Die sollen hier mal checken, ob mit mir alles ok ist. Die Bremsen wären ein Problem. Glaub ich ja nicht, das wird sicher nicht so schlimm. Wie Nachgucken beim Zahnarzt. Und wenn ich dabei neue Beläge bekomme und vielleicht auch endlich mal frisches Öl für den Motor, dann bin ich startklar.

Was von Italien im Herbst hab ich gehört.  Berge gibt’s da wohl nicht so viele bis auf den Gotthard auf dem Weg dahin. Aber den kenn ich schon. Brücken sollen dort ein Abenteuer sein. Ich bin gespannt wie so ein Spannbetonbrückenseil!