Deutsche Hohlköppe und Babysprache im Sprachgewirr

Ola, euer Svenni mal wieder.

Ich war ein paar Tage ruhig, was aber daran lag, dass ich ein Päuschen auf einem Hotelparkplatz machen durfte. Mit abgeschlossenen Tor, so fast für mich alleine. Richtig erholsam war das. Der Typ widerspricht mir ja gerne und meint, dass er seit Tagen keine anständige Internetverbindung hatte. Faule Ausreden sind das, Svenni braucht dieses Interdings nicht. Das war ja gar nicht erfunden, als ich geboren wurde.

Apropos geboren: Schuckelpuppel hat die beiden Mädels von V. in Aveiro besucht. Dort durfte er auf dem Spielteppich rumlungern, mit den Mädels auf leeren Milchpulverdosen rumtrommeln und hat seine erste Mahlzeit, einen lecker Birnenbrei, im Kinderstuhl sitzend eingenommen. Das war wohl so gut, dass der Typ nun unbedingt zu Ikea fahren will um einen Kinderstuhl zu kaufen. Was soll’s, ich hab ja Platz, notfalls auf dem Dach.

Der Kinderbesuch war auch der Grund, weshalb ich mich auf dem Hotelparkplatz ausruhen durfte. Die beiden wollten abends einen draufmachen, also Pizza bestellen, wenn die Kinners endlich schlafen. Und weil der Campingplatz in Aveiro zu weit draussen liegt und ausserdem der dreckigste und auch so seltsamste auf der Reise war, sind die drei einfach mal ins Hotel. Das war wohl so bequem, dass Sie gar nicht mehr wegwollte. Und für den Schnuckel haben die Zimmermädchen extra ein breites Bett ohne Lücke in der Mitte gebaut. Da könnte er ja reinrutschen und nicht mehr rauskommen. Was ein Luxus, dabei schläft man in mir doch wie auf einer Wolke.

Das ist das Stichwort nur nebenbei: es regnet mal wieder. Zwar nur hin und wieder, aber das schlechte Wetter verfolgt uns, seit wir losgefahren sind. Und das, nach diesem Sommer-Mai zu Hause.

Aber zurück zu den Kleinen. Die konnten sich prima Verständigen. Weil sie einfach nur Babysprache sprechen und es ihnen völlig egal ist, dass diese Erwachsenen dort Portugiesisch, Italienisch und Englisch wild durcheinander babbeln. Ist doch egal, welche Sprache, die haben sich verstanden.

Und die beiden Eltern, V. aus Italien, G. aus Neuseeland, die waren auch schuld daran, dass ich vom Baskenland so schnell nach Aveiro heizen musste. Da haben die doch tatsächlich mal kurzfristig so einen Termin beim Standesamt gemacht, nur um mal kurz ja zu sagen. Was ein Aufwand, für so ne Hochzeit. Also an meine kann ich mich noch gut erinnern. Das war auch ganz unprätentiös: Da haben ein paar Arbeiter im VW-Werk meinen geliebten 75-PS-Saugdiesel in meine Karosse reingeschraubt, und schon war ich verheiratet. So nennt man das bei uns Fahrzeugen. Eine Verbindung für’s Leben. Wobei ich schon gehört habe, dass Kollegen von mir schon mehrfach verheiratet waren, weil die olle Maschine schlappgemacht hat. Ich hab mit meiner ’ne glückliche Ehe und hoffe, die beiden auch. Gefeiert haben die dann an einem See, so ganz einfach mit Picknickkorb und Kaffee vom Imbisswagen. War nett, ich konnte so lange Bäume und Vögel schauen. Ist aber schon komisch, dass gerade die Leute, die direkt am Meer wohnen, zum Feiern ne Stunde ins Land fahren, um dann wieder am Wasser zu sein.

Imbisswagen am See. Aqueda.
Svenni am See bei Agueda.

Überhaupt, eine Heirat zwischen Italien und Neuseeland in Portugal. Das ist doch wunderschön, oder? In Deutschland soll es ja Hohlköppe geben, die sowas doof finden. Ist doch Wurscht. Ich glaub ja, dass diese Auto-für-Deutschland-Leute weniger Grips im Hirn haben, als  ich. Und mit meinem Baujahr ’86 hab ich keine von diesen elektronischen Steuergeräten. Und bin trotzdem mit Sicherheit um einiges schlauer, als die. Wer so einen Unsinn denkt, hat nicht mal die IQ eines handbetriebenen Staubsaugers. Da steh ich drüber, nicht wahr?

Naja, mittlerweile sind wir weiter in Richtung Süden gefahren, aber nur ein kleines Stück. Die beiden waren wieder mal am Strand, der Typ konnte sich aber mal wieder an nichts erinnern. Eingeschlafen ist er. Und hat nun Sonnenbrand. Selbst schuld, da braucht mal halt einen dicken Lack. Der schützt auch nach 32 Jahren noch vor der heisseten Mittagshitze. Und das nicht nur am Strand.

Svenni auf dem Weg weiter nach Süden. Ausnahmsweise ohne Regen.

Revolution und Verkehrskreisel

Boa tarde, O povo é quem mais ordena.

Svenni, endlich in Portugal, wartet auf die Mautregistrierung,

Mir sei es erlaubt, Arbeiterlieder mit Revolutionsvergangenheit zu summen, Denn meine Arbeit habe ich die letzen drei Tage vollbracht. Sagen wir so, wir haben Kilometer abgerissen.

Vor drei Tagen sind wir in Bilbao gestartet. Kulturstadt, Guggenheimmuseum, Strand. Ach Quatsch, nicht in diesem Urlaub. Waschsalon, Supermarkt und das Dorf am Campingplatz waren für die drei vollkommen ausreichend. Und dann ganz unvermittelt das Signal: Planänderung, nicht weiter an der nordspanischen Küste durch Kurven und über Berge, nix mit Kultur: Wir fahren jetzt nach Portugal. Und das auf dem schnellsten Weg. Also habe ich mich hochgequält auf das spanische Hochland, durfte in Burgos kurz verschnaufen und dann ging es Kilometer für Kilometer quer durchs Land.  Was dem Ungarn die Puzta ist den Spaniern die Mancha. Nichts als gelb blühende Sträucher und Land, Land, weites Land. Und nur weil die drei mal austreten mussten, durfte ich an der Dorfkirche von Castrillo de la Guarena mal so richtige spanische Landluft schnuppern. Im absoluten Nichts riecht es übrigens wie in Oberbayern: Nach Gülle.

Castrillo, Zentrum.
Spanische Dorfidylle.

Auch schön war Ciudad Rodrigo, ganz kurz vor der portugiesischen Grenze. Eine wunderschöne Festungsstadt. Aber auch hier durfte ich mir nur eine Nacht die Festungsmauern von aussen ansehen. Weiter musste es gehen, wir waren ja kurz vor Portugal.

Dort bin ich übrigens nun registriert: Der Typ meinte ja, dass er mit meinem kleinen Fiat-Brüdern es nie geschafft hatte, diese komische Fotomaut zu bezahlen, für die man auf der Autobahn ständig fotografiert wird. Das ist schön anstrengend, wenn man immer sein schönstes Lächeln aufsetzen muss, weil ständig diese Fotobrücken unterfahren werden.. Für mich hat er aber tatsächlich angehalten und nun darf ich ganz legal hier über die Autobahn pesen. Und das macht Spaß! Nicht nur, weil es nun endlich aus dem Hochland steil bergab Richtung Küste geht, sondern auch, weil die Stimmung bei den dreien mit jedem Meter in Portugal besser wurde. Und so waren wir ratzfatz in Aveiro. Dank des elefantösen Gedächtnisses, nicht meines, sondern des meines Fahrers, haben wir sofort einen Parkplatz direkt an der Innenstadt gefunden, und die drei sind erstmal losgezogen. Nicht wegen der Kultur, wegen des Einkaufens. Egal, ich hab ja genug Platz. Und weil der Kleine dann irgandwann nicht mehr wollte, durfte ich ihn sogar in der Innenstadt abholen und dabei einen ganzen Verkahrskreisel blockieren. Aber die Portugiesen sind nett. Die warten, bis er in seinem Sitz festgeschnallt ist, die Mama und der Kinderwagen auch wieder an Bord sind, uns lassen einen dann auch noch rückwärts in den Kreisel wieder ausparken. Tolle Autofahrer, nette Leute. Ich denke, der Stau hat sich mittlerweile auch wieder aufgelöst, also war’s sicher nicht so schlimm.

Svenni weiss glücklicherweise nicht, dass es vor einer stillgelegten Maschinenfabrik steht. Seine Machine läuft einwandfrei.
Parken in Aveiro. 24 Stunden, 1 Euro. Vorbildhaft.

Und nun bin ich müde, nach der vielen Fahrerei und stehe auf einer Halbinsel vor Aveiro und lausche dem Wellenschlag des Atlantiks. Und dem Schnarchen von den Dreien.

Boa noite, bis bald,
euer Svenni.

Ein erstes kleines Zwischenfazit vom Papa

Guude, hier ist mal der Papa. Svenni stellt mir freundlicherweise Platz in seinem Blog zur Verfügung.

Wir haben nun ziemlich genau 14 Tage hinter uns, die ersten zwei Wochen von angestrebten 16 oder mehr. Bei einem normalen Urlaub wäre das Bergfest oder so. Vom Gefühl her, sind wir noch gar nicht richtig losgefahren oder gar im Abenteuer Elternzeitreise angekommen. Zumindest bis wir aus Frankreich raus waren, erschien mir das so.

Dass die ersten Tage anstrengend waren, lag zum einen daran, dass wir zu viele Kilometer gemacht haben. Wir sind fast jeden Tag weitergefahren, d.h. Svenni einpacken, fahren, Pause, fahren, Pause, Campingplatz suchen (wir benutzen bisher immer die ADAC-Camping-App, und die Beschreibungen waren immer korrekt), Svenni auspacken. Essen machen, Fläschen spülen und auskochen, und und und. Und das, wo die Abläufe noch nicht eingespielt sind, die Sachen im Bus noch nicht ihren Platz gefunden haben (C. nennt das „Chaos“, für mich ist es kreative Ordnung – wer meinen Schreibtisch kennt, weiss, was ich meine) und der total nervende Regen in Frankreich war auch nicht gerade hilfreich war. Den Rest haben uns die Mücken an der Loire gegeben. Wir, die die letzten Jahre immer „Kultururlaube“ mit endlosen Besichtigungen gemacht haben, sind durch das Loiretal gefahren, ohne ein einzige Schloss zu besichtigen. Nur ein zweistündiger Spaziergang in einer der alten Städte, deren Namen ich auch schon wieder vergessen habe, war drin.

Aber dennoch sind wir langsam unterwegs. Wenn wir bisher nach Portugal gefahren sind, dann immer in einer Etappe bis Bordeaux und am zweiten Tag bis Portugal. Egal ob mit dem großen 500er oder der Barchetta. Nun haben wir ungefähr 10 Tage bis Bordeaux gebraucht. Diese Langsamkeit, die wir uns zeitlich gesehen ja absolut leisten können, weil wir keinerlei Druck haben, irgendeines der Zwischenziele in Portugal, auf Sardinien und in Rom zu einem bestimmten Zeitpunkt zu erreichen, und da das Ende der Reise zunächst auch mal nur dadurch bestimmt ist, dass es warm genug für das Leben im Bus ist, ist ungewohnt. Dies zu Akzeptieren, ist Teil des Ankommens in der Reise.

Uneingeschränkt positiv ist, wie W. das Reisen und Leben unterwegs bislang angenommen hat. Er passt sich unserem Rhythmus an, schläft meist während wir fahren (und wir fahren, wenn er schläft) und bestimmt natürlich Pausen und das Besichtigungsprogramm. Ansonsten ist er fast immer fröhlich, sehr an der Umgebung, den neuen Eindrücken und auch besonders den anderen Kindern auf den Campingplätzen interessiert. Eigentlich lacht er jedes und jeden an, den er in den Blick bekommt. Auch das Einschlafen abends – natürlich später als zu Hause, es wir ja auch spät dunkel -, das Schlafen im Bus und das Essen funktionieren gut und meist ohne Geschrei und Genöle. Hier tritt glücklicherweise das ein, was ich erwartet und erhofft hatte: Er geniest es, mit uns zusammen und unterwegs zu sein, und so lohnt sich das Ganze auch trotz der temporären Stressphasen (Kind hat Hunger, Papa verfährt sich und findet keinen Parkplatz und Mama findet nichts im Chaos).

Überhaupt sind wir auch beim Essen viel relaxter geworden. Wir selbst kommen eh kaum dazu, meist wird abends nur schnell was auf dem Gaskocher gekocht, oder es gibt Brot mit was drauf. Essen gehen schaffen wir nur ab und an am Camping-Platz, wobei das Programm dort selten über Burger und Pizza hinausgeht. Absolute Ausnahme war das Campingplatz-Restaurant in Zaraust (Spanien), mit einem leckeren Menü zu einem fairen Preis.

Aber auch Ws. Essen hat sich der Situation und des Alters gemäß (er ist nun wirklich 6 Monate alt) verändert. Mittags gibt es nun (fast) immer Brei, wir halten dann an einer Raststätte mit Mikrowelle oder machen ihn mit dem Gaskocher im Bus im Wasserbad warm. Nach 2-3 Zwischendurchfläschen gab es heute zum ersten Mal einen Abendbreit aus Getreideflocken und Banane. War wohl lecker, das Kind zufrieden. In Deutschland haben wir zwar nicht ausschließlich Bio, aber „sortenreine“ Gläschen ohne Zusätze gegeben. Hier in Spanien gibt es fast nur komplette Gerichte püriert und ins Glas gepackt, mit vollem Programm, Beilagen, Zwiebeln, Fisch, Fleisch. Egal, das Kind isst es, scheint zu schmecken. Und als das deutsche Milchpulver alle war, standen wir in Frankreich vom Supermarktregal und haben versucht zu verstehen, wie sich die Produkte unterscheiden. Bis zu dem Punkt; Egal, irgendeine 2er-Milch und rein damit. Scheint zu schmecken, also alles ok. Als nächsten Projekt steht nun das Selberkochen des Mittagsbrei an, sobald wir gutes Bio-Gemüse finden, probieren wir das mit den verfügbaren Mitteln aus.

Mittlerweile haben wir das Tempo deutlich reduziert. Schon am Cap de L’Homy, dem ersten Stopp nach Bordeaux an der französischen Atlantikküste, haben wir drei Tage verbracht, waren das erste mal am Strand und haben die ersten lockeren Kontakte zu anderen Camping-Familien geknüpft. Auch beim nächsten Stopp in Zaraust, dem ersten in Spanien sind wir zwei Tage geblieben und haben und das Städtchen abgeschaut. Doof nur, dass der Campingplatz oben auf dem Berg liegt und Sonntags kein Bus hochfährt.

Nun stehen wir bei Bilbao und lassen es weiter langsam angehen. Für den ersten, für morgen angekündigten richtigen Sonnentage haben wir uns Strand und einmal den Svenni komplett ausräumen, saubermachen und in irgendeiner Ordnung wieder einräumen vorgenommen. Und übermorgen dann das Guggenheim-Museum und Bilbao, solange W. Spaß und Freude daran hat.

Soweit,
Christian

 

 

Es wird bergig, und Svenni muss pinkeln.

Hola, ihr wisst schon, euer Svenni,

Ich glaub, jetzt wird’s ernst. Hab mitbekommen, wie die beiden mit ihrem komischen Taschennavigationstelefondings, das ihnen den Weg zeigt, nach Campingplätzen geschaut haben. „Steile, kurvige Anfahrt“, „12% Steigung“, „Steile Anfahrt, Schlepphilfe möglich“. Hui, das klingt super für mich. Bergkraxlern im ersten Gang. Blöderweise hat der Typ diese Plätze verworfen, hat er sich nicht getraut. Jetzt stehen wir aber auch ganz schön in Zaraust im spanischen Baskenland und ich darf mal wieder auf’s Meer schauen, den Golf von Biskaya, und das ganz ohne Sturm. Da kann mir der alte Seebär Skaeg gar nix erzählen. Laue Brise hier, sonst nix.

Svenni guckt auf den Golf von Biskaya.
Abend in Zarautz.

Überhaupt scheinen die in Spanien ja viel entspannter zu sein. Nur gutgebaute junge Leute, viele wohlerzogene Hunde und der Kleine lacht mit anderen Babys von Stellplatz zu Stellplatz. Überhaupt die vielen Kinder, die so viele interessante Sachen machen. Bälle treten, auf Brettern sitzen und es geht wild vor und zurück und dann rennen die hier mit nem Tempo rum, da käme ich nicht mehr mit. Aber dem Kleinen gefällt’s, der weiß ja gar nicht, wo er zuerst gucken soll. Also, solange kein Ball in meine Windschutzscheibe knallt und mir kein Hund ans Hinterrad pinkelt, ist das hier alles easy peasy, supergut.

Was ja ein ganz krasser Kontrast zu gestern ist. Die beiden haben mal wieder zu spät angefangen nach einem Platz für die Nacht zu suchen. Und das am Freitag, wenn alle Wochenendtouris unterwegs sind. Und das vor allem in Biaritz, wo Unmengen von diesen fürchterlich laut knatternden halben Autos, als hätte man sie längs durchgeschnitten, unterwegs sind. Das muss doch weh tun. In meinen Ohren allemal. Also sind wir von Campingplatz zu Campingplatz, und alle waren voll oder die Anmeldung schon zu. Da blieb dann nur noch so ein Schicki-Micki-Nobelplatz. Der hatte zwar auch Meerblick für mich, aber der Typ meinte, anderswo kann man für den Preis ein Hotelzimmer mieten. Nun ja Lehrgeld sage ich da nur. Ich konnte dort zumindest die Bekanntschaft mit einem wunderhübschen Westfalia-T2 aus Homburg machen. Blinke, Blinke, Kollege! Biaritz, nobel, haute-volée, ach nee.

Dass wir so spät waren, lag daran, dass die beiden wieder Kultur machen mussten. Nicht in Biarizz, aber in Bayonne. Liegt direkt nebenan, und ist viel schönen. Ein Parkplatz für mich direkt in der City und die haben – was sonst – den Kleinen den Berg hochgeschoben und alte Gemäuer und bunte Fenster angeschaut. Kathedrale nennen die das.

Ein muss ich euch zu guter letzt für heute noch erzählen: Ich musste mal wieder pinkeln. Dem Typ ist das natürlich erst eingefallen, als wir schon am Schlafplatz standen. Also mussten wir nochmals raus, direkt neben meinem Auspuff saßen aber zwei Spanier im gesetzten Alter in ihren Liegestühlen. Also versuchte er denen klarzumachen, dass ich jetzt gleich ne lecker Dieselqualmwolke loslassen würde, weil wir nochmal losfahren. Das war wohl nicht so einfach zu erklären, aber dann fanden sie es nicht schlimm. Spanier sind einfach nett. Wurde dann auch Zeit, den mir war’s dringend.

Svenni lässt Wasser.

Feierabendverkehr und Hängemattenunfall.

Bon soir, c’est Svenni.

Eine Urlaubsreise nennen die das. Wie kommt man dann auf die bekloppte Idee, im Feierabendverkehr nach Bordeaux reinzufahren und zu meinen, man würde da einfach mal so ein Hotel finden, bei dem es auch genug Platz für mich gibt? Schnapsidee, es mag ja sein, dass es da an jeder Autobahnausfahrt Hotels mit ganz tollen Parkplätzen für Schiffe wie mich gibt. Aber Zimmer für die beiden und den Kleinen – Fehlanzeige. Natürlich alles ausgebucht. Da hätten die sich halt mal frühzeitig drum kümmern müssen, die beiden Reisespezialisten. Nun ja, nach ner guten Stunde rumgurken in den Suburbs von Bordeaux bei strömenden Regen und Dauerstau hab ich dann noch ein Plätzchen für mich und die drei gefunden. Direkt an der Autobahn und am McDonalds. So kommt der Kleine auch zu seinem ersten McDoof-Besuch zum Abendessen. Bon Appetit!

Auch lecker sah der Baguette-Automat aus, bei dem wir Rast gemacht hatten. Tiefstes Frankreich zwischen La Rochelle und Bordeaux, aber super Infrastruktur. Neben dem Baguette-Automaten war eine überdachte Markthalle, vor der ich stehen durfte. Ein paar Holzbalken weniger, und ich hätte reinfahren können. Während wir da standen und frühstückten haben tatsächlich zwei Leute ihre Brotstangen aus dem Automaten geholt. Obwohl die Bäckerei daneben offen hatte. Verstehe mal einer die Gallier. Grand Gourmet.

Svenni vor der Markthalle in Avrilé…
… und gleich daneben das Baguette-Automat.

Mittlerweile hat es nun zum Glück aufgehört zu regnen und ich stehe im lichten Pinienhain direkt an so einem Sandberg. Die nennen das Düne und gehen da drüber an den Strand. Stundenlang heute. Aber das scheint Mentalitätsdoping für alle zu sein, nun ist es hier schon ziemlich entspannt. Sogar der Kleine schläft tief und fest, so ein Strandtag scheint ziemlich ermüdend zu sein. Das Schöne ist, dass wir hier schon zwei Tage sind und noch einen bleiben. Der Typ meint, er könne meine links neben dem Fahrersitz liegende Handbremse momentan nicht bedienen. Ich hab das ja nur aus dem Aussenspiegel gesehen. Da hängt er so ein Tuch zwischen zwei diese Pinien auf und will sich reinlegen. Das muss was sehr Lustiges sein, weil die andere dann ganz lange und laut lachen musste, während der Typ auf dem Boden lag, keinen Mucks mehr machte und nicht mehr aufstehen konnte. Da ist dieses Hängetuch doch tatsächlich vom Baum abgefallen und der Typ auf seine Hand gefallen. Verstaucht haben die das genannt, das muss wohl so was wie ein Vorderachsenbruch sein. Ziemlich unangenehm, aber die Lösung heisst offenbar Voltaren und noch zwei Tage stehen.

Die Drei am Strand von Cap de L’Homy.
Und hinter der Düne steht Svenni.

Abgesoffen, und am Meer.

Heute nacht gab’s ne Dusche vom Feinsten. Ganz fieser Landregen. Und was machen meine drei Camperprofis an Board: Vergessen abends den ganzen Kram reinzuholen. Schönen Sauerei, Kleiderschrank, Kochgerät und sogar der Kinderwagen, alles nass. Zum Glück kam heute dann die Sonne raus, und alles ist wieder trocken. Nur den getrockneten Schlamm, der hängt an meinen Hinterbacken. Und die finden bestimmt noch in drei Wochen Reste davon im Innenraum.
 
Das beste war aber, dass ich fast abgesoffen bin. Eigentlich war die Wiese, auf der wir standen, wunderschön. Tolles Grün rundherum. Nur war die schöne Wiese nach dem Regen leider so matschig, dass ich beim Losfahren rumgerutscht bin wie ein Stück französische Seife auf glatten Kacheln. Hui, als wir da endlich raus waren, war die Wiese sauber umgepflügt. Leider gibt es kein Beweisfoto, es hat ja geregnet und der Typ hatte irgendwie schlechte Laune, weil er die Campingplatz-Chefin um Hilfe bitten musste. Die kannte ihren Platz aber recht gut, und hatte gleich zwei Gummimatten zur Hand. Mit denen unter den Hinterrädern, konnte ich dem Sumpf dann gerade noch entkommen. Wieder mal Glück gehabt, was man nicht alles erlebt, in seinen alten Tagen.
 
Unterwegs haben wir an der Kirche in Les Essarts gehalten. Nicht, um für den Regen zu danken, sondern um auf meinem Herd den Babybrei zu wärmen. Das mach ich gerne, es war mir ein Vergnügen, so lange die französische Gotik zu studieren.
 
 
 
 
Gefahren sind wir dann tatsächlich ans Meer. Wir stehen nun in Talmont-Saint-Hilaire. Ich konnte es zwar noch nicht sehen, weil hier alles mit diesen komischen Mobilhome-Hütten vollgestellt ist. Aber die drei waren vorhin weg und kamen glücklich wieder. Meer ist wundervoll.
 
 
 
 
Huch, die Sonne geht ja schon unter. Dann mal euch allen eine gute Nacht, ich klapp dann auch mal die Aussenspiegel ein.
 
 
 

Kinnerschees und Zeitreise.

Ey, ich hab die Pusteln im Gesicht.
 
 
Dass es am Rhein ganz schön ist, und es auch Schnaken gibt, das weiss ich ja schon. Wohne ja jetzt am schönen Rhein im nicht ganz so schönen Mainz. Die wollen Diesel wie mich verbieten. Pfui, Banausen!
 
 
Aber ich schweife ab. Seit drei Tagen stehe, und manchmal auch fahre, ich an der Loire. In Frankreich ist das, mittendrin. Und hier gibt es Mücken, das glaubt ihr nicht. Ich hab ja ein dickes Fell, aber die beiden sind dauernd völlig zerstochen. Das scheint ziemlich unangenehm zu sein. Die hüpfen sogar mitten in der Nacht mit der Fliegenklatsche in mir rum, dass mir die Blattfedern quietschen. Und als am Lac du Der so ne Hornisse in mich reingeflogen ist, war die Luft dicke. Und das Vieh dann irgendwann in ner Plastikflasche, mit ganz dünner Luft.
 
 
Aber das beste ist: Ich bin wieder Kinnerschees! Ja, das ist toll. Haben die beiden doch tatsächlich, als ich im Winterquartier im kalten Saarland stand, so einen süssen kleinen Knuddelpups bekommen. Hach, ist das schön, wieder Lachen im Bauch zu haben. W. heisst der Kleine. Wie Wonneproppen.
 
 
Soweit ich das verstanden habe, wollen die drei nun mit mir eine Zeitreise machen. Ich hör immer nur Elternzeit, und die scheint ganz schön lange zu sein. So ganz bekomm ich das noch nicht zusammen, denn wenn die wirklich ein halbes Jahr mit mir unterwegs sein wollen, wird es ja Winter. Wie soll ich denn da nen Berg raufkommen, wenn ich im Sommer schon schufte und schnaufe? Vielleicht sollte ich mich schonmal bei den Kollegen Pistenraupen schlaumachen. Irgendwie wird es schon gehen.
 
 
Svenni wartet in irgendeinem trostlosen Gewerbegebiet in Troyes, bis die drei vom Mittagessen in einer Betriebskantine zurückkommen.
 
 
Jetzt zumindest sind wir ganz offenbar gar nicht auf dem Weg zu Loire, da sind wir ja schon, sondern auf dem Weg zum Meer. Zumindest sagt das der Typ ständig zum kleinen W, „wir fahren jetzt ans Meer“, oder „ich zeigt dir das Meer“. Ja klar, ist auch auch schön dort. Kenn ich ja aus Holland und Korsika. Aber hoffentlich ist da nicht zu viel Salz, das brennt in den Schweißnähten!
 
 
Ausserdem soll es nach Portugal und Italien gehen, hab ich gehört. Ach, ich bin ja so gespannt. Und fit wie ein alter weitgereister Hase. Mach ich locker. Hab ja auch ganz viele neue Sachen bekommen. Solarstrom, Aussenherd, Dachgepäckträger, eine riesen Kühlbox, das alles kann ich jetzt auch. Da können diese modernen Vollintegrierten nicht gegen anstinken. Plastik kann jeder, so robust wie ich, macht so schnell keiner nach.  Wer nimmt schon einfach nen halben Kleiderschrank im Seesack auf den Buckel ohne zu murren?
 
 
Aussenkleiderschrank