Steingabeln und Beichtstühle für schlechte Autofahrer

Bon soir, sagt euch euer Svenni.

Ihr merkt, ich habe mal wieder die Sprache und das Land gewechselt. Aber der Reihe nach. In Solsona habe ich mich über die frische Bergluft gefreut, da wusste ich ja noch nicht, dass ich ein paar Tage später mal kurz auf über 2.000  hochdüsen darf. Und das war eigentlich so gar nicht geplant, weil die Drei mal wieder spontan entschieden haben, aus diesem Straßendorf – ich komm noch drauf – nicht in Richtung Spanien, sondern nach Frankreich raus zu fahren.

Nach Solsona war aber erstmal Entspannung pur angesagt. Ich bin ja vielleicht eine Blechbüchse, aber wisst ihr, was eine Steingabel ist? Drei Tage sind wir direkt unterhalb dieses überdimensionierten Essbestecks gestanden und haben die kühle Luft und die Sonne genossen. Nur mal ein kleiner Ausflug ins nächste Dorf. Und, gleich doppelte Überraschung: Picasso war vor uns da! Ob er es dort auch so touristisch langweilig fand? Wer weis, vielleicht hätten die mal im Museum nachschauen sollen. So wurde nur die Kirche angeschaut, ein Glas Honig von der Steingabel gekauft und schnell wieder weg. Was dort auch schnell war, was ausnahmsweise das Interhanddingens. Ins heimische Arbeitsnetz hat es sich automatisch eingeloggt. Warum? Weil das Museum im gleichen Verbund ist, und der Typ dort zwar nicht rein ist, aber auf dem Spielplatz davor hat das auch funktioniert. So wird man manchmal von Dingen eingeholt, die man im katalanischen Bergland eigentlich gar nicht haben will.

Svenni parkt in Gosol. Hier hat Picasso auch schon gestanden.

Was auch in meinem Sinne war, war der Waldweg steil bergauf, an dessen Ende ein Castell war, das man nicht besichtigen konnte, weil es zum  ungenutzten Hotel umgebaut wurde. Da hat der Typ doch gedacht, die dicke schwarze Linie auf der Wandertafel wäre eine Straße. Naja, so was ähnliches halt. Zum Glück kommen nicht so viele Leute auf die Idee, so dass es keinen Gegenverkehr gab. Und vor dem Castell zum Glück auf noch eine Wendemöglichkeit, Puh, das hätte anstrengend werden können. So eine Schotterpiste durch den Wald rückwärts, das juckt in den Rückspiegeln.

Nicht ganz so aufregend war dann die kleine Wanderung, die die Drei ohne mich gemacht haben. Mal kurz den Berg gegenüber vom Pedraforca hoch., oben ne kühle Limo und dann den Kleinen noch 200 Meter zu einem Dolmen getragen. Ich war nicht dabei, aber der sieht auf den Bilder so robust und schwer wie ich aus. Also sicher ein lohnendes Ausflugsziel.

Dolmen am Pedraforca. Etwas älter als Svenni.

Nachdem die Steingabel Pedrfarca dann irgendwann immer gleich aussah, durfte ich über zwei kleinere Pässe weiter in die Berge fahren. Pause gab es in La Seu d’Urgell. Das könnt ihr auch nicht aussprechen, gell? Aber dort gibt es eine Kirche, die ist vom Stil her so einmalig, wie ich unter den Kastenwagen. Klare Kanten, ziemlich eckig und innen recht dunkel. Romanik nennen die das. Ob es in dieser Kirche mal so romantisch war, wie in mir?

Kathedrale in La Seu d’Urgell. Mehr eingetragene Sitze als bei Svenni./figcaption>

Da hin gefahren sind wir aber eigentlich nicht wegen der Kirche, sondern weil dort die Straße ins Fürstentum Andorra entlangläuft. Also die von Spanien aus. Einen Fürsten haben wir nicht gesehen, aber dafür das Tal mit der längsten verstopften Hauptverkehrsstraße, die eng mit hässlichsten Betonklötzen eingerahmt ist. Dazwischen wechseln sich Tankstellen und Einkaufsmärkte ab. Also nichts mit Talromantik, Dreck und Hektik pur. Die Krönung aber sind die andorrianischen Autofahrer. Ich mag ja Anarchie, aber könnt ihr mal den guten Svenni überholen, ohne mich zu schneiden? Ich Armer, muss dann an der Steigung immer tief Luft holen und gaaaaaanz langsam wieder auf Touren kommen. Das ist kein Spaß, vor allem nicht für die anderen hinter mir, die es noch nicht geschafft haben, mich zu überholen und dann zu schneiden.

Man scheint in La Seu d’Urgell einiges zu beichten zu haben. Kein Wunder, der Bischof ist auch für Andorra zuständig,

Wenn ich es richtig aus dem Rückspiegel gesehen habe, hat der Typ doch gleich nachgeschaut, ob die Gründung einer Fahrschule in Andorra vielleicht ’ne Marktlücke wäre. Scheint aber nichts zu werden, denn wir sind ja wieder rausgefahren, am anderen Ende der Höllenhauptstraße nach Frankreich.

Und eigentlich wollten die beiden ja in Andorra machen, was dort alle tun: Shoppen nennen die das. Dumm nur, wenn es keine Parkplätze im Svenni-Format gibt. Der Erfinder der 2,20-Höhenschranke vor wunderbaren leeren Parkplätzen war bestimmt ein Andorraner, der den freien Platz für seine Fahrübungen braucht. Auf seiner komischen Hauptstraße ist ja offensichtlich kein Platz dafür.

Also raus aus diesem fürchterlichen Tal, sollen die ihre Rolex und Gucci-Handtaschen mal schön selbst behalten. Spontan wollten die Drei aber nun nach Frankreich. Sind ja nur 20 Kilometer, also nichts für einen  alten Hasen wie mich. Denkste. 20 Kilometer steil den Berg hoch, obwohl ein Tunnel versprochen wurde. Und wo bauen diese Autoberserker ihren Tunnel: Auf über 2.000m Höhe. Die sollten mal in der Schweiz schauen, wie das geht.

Nun ja, wir haben es geschafft und stehen nun auf der französischen Seite des Hochtunnelberges. Ganz weg von Andorra sind wir aber noch nicht. Heisst der Ort hier doch L’Hospilalet-pres-l’Andorre. Ja, hier konnte früher verdorren, als es den Tunnel noch nicht gab und man gleich ein Hospital und Hospiz bauen musste, um die armen Menschen zu versorgen, die wegen des Wetters nicht nach Andorra rüberkamen. Heute würde ich denen einfach sagen: Ihr habt nichts verpasst.

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